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COVID-19-Infektion begünstigt die Entwicklung eines Bluthochdrucks

Hypertonie als ein bislang wenig bekannter Langzeitschaden einer COVID-19 Infektion

Wer schon mal mit COVID-19 infiziert war, sollte sich in der Zeit danach regelmäßig auf Bluthochdruck untersuchen lassen. Aktuelle Studien zeigen, dass das Risiko eine Hypertonie zu entwickeln nach einer solchen Infektion verglichen mit Influenzainfekten bedeutend erhöht ist.

Viele Menschen berichten nach einer SARS-CoV-2-Infektion von verschiedenen gesundheitlichen Spätfolgen, die unter dem Begriff Long COVID bekannt sind. Dabei sind unterschiedliche Organe betroffen, was die allgemeine Funktionsfähigkeit und die Lebensqualität stark beeinflussen kann. Die zugrundeliegenden Mechanismen hierzu sind noch nicht vollständig geklärt, wobei an den Erkenntnissen fortlaufend geforscht wird. So nahmen sich Vincent Zhang, Molly Fisher und Kollegen vom Albert Einstein College of Medicine and Montefiore Medical Center in New York der Fragestellung an, ob eine COVID-Infektion sich auf Dauer negativ auf den Bluthochdruck auswirken kann.

In einer Beobachtungsstudie wurden dabei die Angaben von COVID-19 Patienten im Zeitraum von 2020 bis 2022 mit denen von Influenza-Kranken verglichen. Die Studie identifiziert ein mehr als verdoppeltes Risiko nach einer Coronavirus-Infektion einen Bluthochdruck zu entwickeln, als nach einer Influenza-Infektion bei hospitalisierten Patienten innerhalb von sechs Monaten nach der jeweiligen Erkrankung. Dies entspricht einer Entwicklungsrate von anhaltender Hypertonie von jedem fünften dieser Patienten. Dahingegen beobachtet man bei Patienten ohne stationäre Aufnahme einen Anstieg von 50%, in diesem Fall einer von zehn Patienten. Keiner der untersuchten Patienten hatte vorher an Hypertonie gelitten.

Der physiologische Hintergrund besteht womöglich darin, dass das SARS-CoV-2 Virus das RAAS-System (Renin-Angiotensin-Aldosteron-System) stimuliert, welches durch die Ausschüttung des Hormons Angiotensin II die Sekretion von Kortikosteroiden wie Aldosteron steigert. Dies führt u. a. zu einer Verengung der Blutgefäße und somit zu einem Blutdruckanstieg. Ein weiterer Grund für die direkte Abhängigkeit einer anhaltenden Blutdruckerhöhung von einer COVID-19 Infektion ist die hohe Dichte an ACE2-Rezeptoren in den Herzmuskelzellen. Durch diese verschafft sich das Virus Zugang zu den Zellen, was das Herzmuskelsystem besonders anfällig macht.

Risikogruppen stellen dabei Menschen ab dem vollendeten 60. Lebensjahr und männliche Patienten dar. Besonders hervorzuheben sind hierbei solche mit Vorerkrankungen wie einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), koronarer Herzkrankheit und chronischem Nierenleiden. Außerdem scheinen häufig Patienten, die Kortikosteroide oder Vasopressoren zur Behandlung einnehmen, hiervon betroffen zu sein.

Daher empfehlen die Autoren v. a. bei Menschen, die zu einer der Risikogruppen zählen, regelmäßige Untersuchungen auf Hypertonie nach einer COVID-19 Infektion, auch wenn diese schon Monate zurück liegt.

Quellen:
[1] Zhang V., Fisher M., Hou W et. al. Incidence of New-Onset Hypertension Post–COVID-19: Comparison With Influenza. Hypertension 2023; doi: HYPERTENSIONAHA.123.21174 https://doi.org/10.1161/HYPERTENSIONAHA.123.21174
[2] BDI aktuell Oktober 2023 S.10. Coronaviren triggern Hypertonie.
[3] ÄrzteZeitung 38/23, S.31. Coronaviren triggern offenbar Hypertonie.