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Im Hochdruck vereint: Bei Ehepaaren sind oft beide hyperton

Hat bei heterosexuellen Paaren eine Person eine Hypertonie, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch die andere hohe Blutdruckwerte aufweist.

Hochdruck scheint abzufärben – zumindest bei heterosexuellen Ehepaaren. Hat einer von beiden eine Hypertonie, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch der Partner bzw. die Partnerin hohe Blutdruckwerte aufweist.

Ob Ehepartner ähnliche Blutdruckwerte haben bzw. beide unter einer Hypertonie leiden, wurde bislang nur in regionalen Studien mit begrenzter Stichprobengröße untersucht. Konsistente Ergebnisse gab es nicht. Um mehr Klarheit über eine etwaige Übereinstimmung von Bluthochdruck bei Ehepartnern zu bekommen, haben Dr. Jithin Sam Varghese von der Rollins School of Public Health der Emory University in Atlanta und Kollegen eine große internationale Untersuchung mit Daten aus vier sozioökonomisch unterschiedlichen Ländern durchgeführt. Dabei handelte es sich um Indien, China, die USA und Großbritannien.

Die analysierten Daten stammten aus repräsentativen nationalen Langzeitstudien und wurden zwischen 2015 und 2019 erhoben. Insgesamt konnten die Forscher die Blutdruckwerte von 22.389 indischen, 6.514 chinesischen, 3.989 US-amerikanischen und 1.086 britischen Ehepaaren auswerten. Alle Paare lebten im selben Haushalt, waren heterosexuell und im Durchschnitt seit mindestens 30 Jahren miteinander verheiratet. Als hyperton galten Teilnehmer mit einem Bluthochdruck in der Anamnese und solche, deren Werte in einer Messung systolisch über 140 mmHg oder diastolisch über 90 mmHg lagen. Neben dem Blutdruck wurden soziodemografische Daten, Informationen zu Lebensstil und Haushalt sowie zum Gesundheitszustand erhoben.

Insgesamt war die Hypertonie mit einer Prävalenz von 40 bis 65 % über alle vier Länder hinweg weit verbreitet. Ein gemeinschaftlicher Hochdruck von Ehepartnern kam in Großbritannien am häufigsten vor: Mit 47 % war fast jede zweite Ehe davon betroffen. Am zweithöchsten lag die Prävalenz der Ehe-Hypertonie in den USA (38 %). In China und Indien litten bei immerhin jedem fünften der untersuchten Paare Mann und Frau an einer Hypertonie (21 % bzw. 20 %).

In China wiesen Frauen mit hochdruckkrankem Ehemann im Vergleich zu Frauen mit normotonem Partner das höchste Risiko auf, hyperton zu sein (26 %). In Indien hatten diese Frauen zu 19 % häufiger einen Bluthochdruck, in den USA und England zu 9 %. Vergleichbare Assoziationen wurden bei Ehemännern, deren Frauen hyper- bzw. normoton waren, in den vier Ländern beobachtet. Alle Ergebnisse blieben auch nach Adjustierung auf potenzielle Störfaktoren wie Alter, Ausbildung oder Dauer der Ehe bestehen. 

Innerhalb jedes Landes beobachteten die Forscher ähnlich starke Zusammenhänge in Bezug auf die Hypertonieprävalenz des jeweils anderen Geschlechts, wenn Männer und Frauen verglichen wurden. Dies widerspricht der oft genannten Hypothese, solche Eheeffekte seien geschlechtsspezifisch. Die Autoren erklären dies dadurch, dass sich das Gesundheitsverhalten in einer Partnerschaft über die Jahre hinweg offenbar angleicht.

Mithilfe dieser Ergebnisse könnten Frühdiagnose und Management der Hypertonie verbessert werden, schlussfolgern die Autoren. So wäre es z.B. denkbar, Ehepartner von Hochdruckkranken zu screenen oder paarbasierte Gesundheitsprogramme zu erstellen.                                              

Quellen:
Varghese JS et al, J AM HEART ASSOC 2023; 12(24), e030765. doi: 10.1161/JAHA.123.030765