„Durch ihr Engagement und ihre intensiven Forschungsarbeiten tragen die Preisträgerinnen und Preisträger unserer Wissenschaftspreise maßgeblich dazu bei, dass sich die Hypertonieprävention, -therapie und -diagnostik kontinuierlich verbessert, der Forschungsfortschritt zügig die Patientinnen und Patienten erreicht und ihre Lebensqualität erhöht. Gerade in den letzten Jahren haben wir zahlreiche Innovationen gesehen, die dazu geführt haben, dass wir Bluthochdruck besser kontrollieren können“, erklärt Prof. Dr. Markus van der Giet, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga. „Wir freuen uns, dass wir gerade in unserem Jubiläumsjahr so hochkarätige Preisträgerinnen und Preisträger prämieren können.“
Franz-Gross-Medaille
2024 wird Prof. em. Dr. Friedrich C. Luft, Berlin, mit der Franz-Gross-Medaille, der höchsten Ehrung der Deutschen Hochdruckliga, ausgezeichnet. Prof. Luft ist einer der weltweit renommiertesten Bluthochdruck- und Nierenforscher, der sein ganzes Wissenschaftsleben der arteriellen Hypertonie gewidmet hat. Seine Arbeiten haben die Bluthochdruckforschung entscheidend vorangebracht. Seine nephrologisch-hypertensiologische Forschung konzentriert sich unter anderem auf genetische Ursachen und Varianten des Bluthochdrucks sowie die daraus resultierenden Organschäden. Zudem untersucht er die Zusammenhänge zwischen Salzkonsum, Wasserhaushalt und Blutdruckregulation sowie deren Auswirkungen auf Herz-Kreislauferkrankungen. Prof. Luft begleitete zahlreiche Forschungsprojekte internationaler Arbeitsgruppen und publizierte in hochkarätigen Fachjournalen. Während seiner langen beruflichen Laufbahn erhielt Prof. Luft als Mediziner, Forscher und Lehrender zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen im In- und Ausland, u. a. den Richard Bright Award der amerikanischen Gesellschaft für Bluthochdruck, den Forschungspreis der American Heart Association, die Franz Volhard-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie und vor zwei Jahren den WHL Peter Sleight-Forschungspreis. Neben der Ehrendoktorwürde der Universität Pecs, Ungarn, erhielt er diese 2019 auch von der Universität Erlangen Nürnberg.
Franz-Gross-Wissenschaftspreis
In diesem Jahr wird der Franz-Gross-Wissenschaftspreis an PD Dr. Hannelore K. Neuhauser verliehen, die seit über 20 Jahren am Robert Koch-Institut in der Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring tätig ist und sich mit nicht-übertragbare Erkrankungen mit hoher gesamtgesellschaftlicher Relevanz, darunter Bluthochdruck, und ihren Risikofaktoren befasst. In ihren Aufgabenbereich fallen Trendanalysen zu Morbidität und Risikoscore-basierte multifaktorielle Einschätzungen zur zeitlichen Entwicklung des absoluten Krankheits- bzw. Mortalitätsrisikos (u. a. für Herz-Kreislauferkrankungen) ebenso wie Trendanalysen zu krankheitsnahen Risikofaktoren oder Längsschnittanalysen zur individuellen Entwicklung von Risikofaktoren. Die Ergebnisse ihrer Analysen dienen der Gesundheitsberichterstattung, der Politikberatung und der epidemiologischen Forschung, sie bilden aber auch die Grundlage für die Erarbeitung von Public-Health-Instrumenten, um den Erkrankungen vorzubeugen.
„Frau PD Dr. Neuhauser hat nicht nur hervorragende Studien für die Bestandsaufnahme der Bluthochdruckerkrankungen in Deutschland durchgeführt und essenzielle Daten zur Prävalenz, Awareness und Kontrolle des Blutdrucks erhoben, sie hat auch maßgeblich dazu beigetragen, dass Bluthochdruck als relevantes ‚Volksleiden‘ bei gesundheitspolitischen Vertreterinnen und Vertretern bekannter geworden ist und die Senkung des kardiovaskulären Risikos auf die gesundheitspolitische Agenda gesetzt wurde“, erklärt Prof. Dr. Markus van der Giet, Präsident der Deutschen Hochdruckliga. Erst in diesem Jahr erschien Dr. Neuhausers wegweisende Analyse zum Bluthochdruck bei älteren und sehr alten Menschen in Deutschland, die dafür sensibilisierte, dass ohne standardisierte Messungen und detaillierte Erfassung der Medikation die Prävalenz des Bluthochdrucks in dieser Altersklasse stark unterschätzt würde. „Wir zeichnen mit Frau PD Dr. Neuhauser somit nicht nur eine exzellente Forscherin, sondern auch eine ‚Botschafterin‘ für die Anliegen und Ziele der Deutschen Hochdruckliga aus“, betont Prof. van der Giet.
Dr.-Günther-Sawitzki-Förderpreis für angewandte Hochdruckforschung
Der Dr.-Günther-Sawitzki-Förderpreis wird erstmals 2024 von der Deutschen Hochdruckliga vergeben – dank eines großzügigen Vermächtnisses von Dr. Günther Sawitzki, dem ehemaligen Akademischen Direktor des StatLab (zuständig für statistische Beratung und Unterstützung für Forschungsprojekte) am Institut für Mathematik der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. „Wir freuen uns, dass dieser neue Förderpreis erstmals in unserem Jubiläumsjahr ausgeschrieben werden konnte“, betont der Vorstandsvorsitzende der Hochdruckliga. „Mit dem Preis werden drei neue Forschungsprojekte auf dem Gebiet der angewandten Wissenschaft im Bereich Bluthochdruck gefördert und somit wichtige Impulse für Innovationen im Bereich der Hypertonie gegeben.“
Das prämierte Projekt von Priv.- Doz. Dr. Philipp Kasper, Uniklinik Köln, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, verfolgt das Ziel, ein integratives Hypertonie-Management-Programm bei Patientinnen und Patienten mit Metabolischer Dysfunktion-assoziierter steatotischer Lebererkrankung (MASLD) in der Regelversorgung zu etablieren. Eine MASLD stellt mittlerweile die häufigste Lebererkrankung weltweilt dar und wird als hepatische Manifestation des metabolischen Syndroms betrachtet. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass innerhalb dieser kardio-metabolischen Hochrisiko-Population nur etwa ein Drittel bis ein Fünftel der Patientinnen und Patienten mit bekanntem arteriellen Hypertonus eine adäquate Blutdruckkontrolle aufweisen. Die frühzeitige Identifikation und konsequente Überwachung der Betroffenen ist jedoch medizinisch wie ökonomisch von großer Bedeutung, damit kardiovaskuläre Ereignisse und Endorganschäden innerhalb dieser großen Patientengruppe verhindert werden können
Dr. Christian Schmidt-Lauber von der III. Medizinische Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, wird in seinem Projekt geschlechterspezifische Prävalenz, Charakteristika und Konsequenzen der Hypertonie in Deutschland untersuchen. Hierfür werden Daten der „Hamburg City Health Study“ (HCHS) verwendet, einer umfassenden lokalen und bevölkerungsbasierten prospektiven Kohortenstudie. Durch die Kombination von detaillierten medizinischen und sozioökonomischen Daten der HCHS wird ein umfassendes Bild der Hypertonie in der Allgemeinbevölkerung geschaffen. Das Projekt soll dazu beitragen, zielgerichtete Präventions- und Behandlungsstrategien zu entwickeln.
Dr. Lukas Streese und Prof. Dr. Johannes Stegbauer, beide von der Klinik für Nephrologie des Universitätsklinikums Düsseldorf, erhalten den Förderpreis für ihr Projekt „Effekte einer Bluthochdrucktherapie auf die Gefäßgesundheit von Patientinnen und Patienten mit Bluthochdruck – eine randomisierte kontrollierte Studie“. Ziel dieser Studie ist es, den Effekt einer Trainingstherapie als Zusatztherapie zu einer den Leitlinien entsprechenden Blutdrucktherapie auf die Gefäßfunktion zu untersuchen. Die zentrale Frage ist, ob eine verbesserte Gefäßfunktion im Zusammenhang mit Anpassungen des kardiorespiratorischen Systems oder des Blutdrucks stehen. Im Rahmen der Studie soll ein sensitives Monitoring der Gefäßfunktion im Verlaufe einer Blutdrucktherapie durchgeführt werden, um den Mechanismus zu entschlüsseln, wie Sporttherapie das Gefäßsystem bei Hypertonikern verbessert.
Dieter-Klaus-Förderpreis
Mit diesem Förderpreis zeichnet die Deutsche Hochdruckliga bisher unveröffentlichte Forschungsarbeiten von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus. In diesem Jahr wird Dr. Clara Daschner, Fachärztin für Innere Medizin und Nephrologie an der Universitätsmedizin Mannheim (V. Med. Klinik), für ihre Publikation „Comparison of central and brachial blood pressure for all cause and cardiovascular mortality risk estimation in patients undergoing coronary angiography“ [2] geehrt, die sie im „American Journal of Hypertension“ eingereicht hat. In ihrer Studie vergleicht sie den prädiktiven Wert des invasiv gemessenen zentralen Blutdrucks mit dem nicht-invasiv am Oberarm gemessenen Blutdruck. Die Autorin analysierte dafür Daten aus der „Ludwigshafen Risk and Cardiovascular Health“ (LURIC)-Studie. „Die Ergebnisse sind sehr aufschlussreich und haben eine hohe Praxisrelevanz“, betont Prof. van der Giet. „Details der Arbeit werden wir aber erst nach ihrer Publikation kommunizieren können.“
Dr. Adalbert-Buding-Förderpreis für die Hochdruckforschung
Der Preis wird für eine veröffentlichte oder kurz vor der Veröffentlichung stehende Forschungsarbeit einer Nachwuchswissenschaftlerin/eines Nachwuchswissenschaftlers verliehen. In diesem Jahr geht er an den Juniorprofessor Dr. Dmitry Tsvetkov von der Universitätsmedizin Greifswald, Abteilung für Innere Medizin D – Geriatrie. Die Deutsche Hochdruckliga zeichnet damit seine Publikation „KCNQ5 Controls Perivascular Adipose Tissue-Mediated Vasodilation“ aus, die im März dieses Jahres in „Hypertension“ erschien [3]. Das Hauptziel der Arbeit war, wichtige molekulare Mechanismen der Fettgewebe-Gefäßkopplung aufzudecken. Es gelang zu zeigen, dass vor allem glattmuskuläre KV7.5-Ionnenkanäle für den antikontraktilen Effekt des perivaskulären Fettgewebes verantwortlich sind. Oxylipine und andere Faktoren („perivascular relaxation factors“) sind in der Lage, KV7.5-Kanäle in den glatten Muskelzellen der Blutgefäße zu öffnen und so eine Blutdrucksenkung herbeizuführen. Diese Effekte sind endothelunabhängig und scheinen im Alter zunehmend gestört zu sein. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für das therapeutische Potenzial von neuartigen KV7.5-Modulatoren sowie Oxilipine zur Beeinflussung des arteriellen Gefäßtonus.
Förderpreis für Sport und nicht-medikamentöse Therapie
Mit diesem Förderpreis zeichnet die Deutschen Hochdruckliga hervorragende Forschungsprojekte im Themenfeld Sport, nichtmedikamentöse Therapie und Hypertonie aus. In diesem Jahr erhält die sportkardiologische Arbeitsgruppe des Universitätsklinikums Gießen (Medizinische Klinik I, Kardiologie und Angiologie) unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. med. Pascal Bauer die Auszeichnung. Um den Einfluss einzelner Faktoren auf den Blutdruck zu analysieren, untersuchte die Arbeitsgruppe eine Studienpopulation von Leistungssportlern. Diese sind in der Regel länger und häufiger einem höheren Blutdruck unter Belastung ausgesetzt, weshalb sich in dieser Population die Chance bietet, die Korrelation zwischen vaskulärer Funktion, Hämodynamik, Blutdruckregulation und Leistungsfähigkeit zu beleuchten. Die Ergebnisse der prämierten Studie [4] zeigen, dass die vaskuläre Funktion einen wesentlichen Einfluss auf die Blutdruckregulation nimmt und der linksatriale Volumenindex der erste alterierte echokardiographische Marker ist, der bei einer überschießenden Belastungsreaktion auftritt. Vor dem Hintergrund, dass die sogenannte Belastungshypertonie ein wesentlicher Faktor für die Häufung von koronarer Atherosklerose bei langjährigen Ausdauerathleten sein soll, sowie der Ansicht verschiedener Forschergruppen, dass es eine Sequenz Belastungshypertonie- Hypertonie- Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpleistung (HFpEF) gebe, sind diese Forschungsergebnisse klinisch hochrelevant.
Quellen
[1] Neuhauser H, Bueschges J, Sarganas G et al. National Examination Survey on Blood Pressure of older and very old People in Germany 2022-2023: Why self-reports, measurements and medication data are needed. Journal of Hypertension 42(Suppl 1):p e161-e162, May 2024. | DOI: 10.1097/01.hjh.0001020992.10428.be
[2] Daschner C, Kleber ME, Ayasse M et al. „Comparison of central and brachial blood pressure for all cause and cardiovascular mortality risk estimation in patients undergoing coronary angiography“. American Journal of Hypertension [submitted]
[3] Tsvetkov D, Schleifenbaum J, Wang Y et al. KCNQ5 Controls Perivascular Adipose Tissue-Mediated Vasodilation. Hypertension. 2024 Mar; 81 (3): 561-571
[4] Most A, Kraushaar L, Dörr O et al. Association of central blood pressure with an exaggerated blood pressure response to exercise among elite athletes. Eur J Appl Physiol 2024;124 (4): 1239-1252
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