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Für Mediziner

Mehr Langzeitdaten zur renalen Denervierung

Blutdruck und Nierenfunktion nach fast einem Jahrzehnt systematisch untersucht

Die renale Denervierung ist bei Patienten mit resistenter Hypertonie sicher und effektiv – auch auf lange Sicht. Erstmals liegen 9-Jahres-Daten vor, die eine robuste und anhaltende Blutdrucksenkung um 12 mmHg systolisch und 9 mmHg diastolisch belegen.   

Bisherige Untersuchungen zur Langzeitsicherheit und -effektivität der renalen Denervierungen gingen meist nicht über drei Jahre hinaus. Ein australisches Forscherteam hat diesen Zeitraum nun deutlich erweitert und entsprechende Daten nach einem mittleren Follow-up von 8,8 Jahren erhoben. Gianni Sesa-Ashton vom Baker Heart and Diabetes Institute in Melbourne und Kollegen rekrutierten 66 Patienten, die sich zwischen 2009 und 2014 im Rahmen von Studien zur resistenten Hypertonie einer Katheterablation mit dem Symplicity-Flex-System unterzogen hatten. Das aktuelle Durchschnittsalter lag bei 70 Jahren, etwa drei Viertel der Teilnehmer waren Männer.

Analog zu damaligen Baseline-Tests vor dem Eingriff erfolgten Blutdruckmessungen in der Praxis sowie ambulant über 24 Stunden. Zudem wurden Blut- und Urinanalysen durchgeführt. Es zeigte sich, dass die renale Denervierung noch neun Jahre später eine signifikante Reduktion des Praxis- und ambulanten Blutdrucks nach sich zog. Die Herzfrequenz blieb unverändert.

Verglichen mit den Ausgangswerten konnte der ambulante systolische Druck um durchschnittlich 12,1 mmHg gesenkt werden (von 145,2 auf 133,1 mmHg), der diastolische um 8,8 mmHg (von 81,2 auf 72,7 mmHg). Diese Effekte ließen sich im zirkadianen Verlauf und über ein breites Spektrum an Komorbiditäten nachweisen. Gleichzeitig brauchten die Patienten weniger Antihypertensiva und das Zeitfenster außerhalb des Blutdruckzielbereichs verkürzte sich signifikant von 75 % auf 47,3 %.

Sicherheitsbedenken hinsichtlich der Nierenfunktion gab es auch in dieser Nachuntersuchung nicht. Die Forscher stellten eine physiologische altersbedingte Abnahme der geschätzten glomerulären Filtrationsrate von 71,1 auf 61,2 ml/min/1,73 m² fest.

Die Autoren betonen, dass ihre Studie das bislang längste Follow-up abdeckt und der Goldstandard der 24-Stunden-Blutdruckmessung zum Einsatz kam. Ihrer Meinung nach sollte die renale Denervierung bei resistenter Hypertonie neben Lebensstilinterventionen und Pharmakotherapie als lohnende Behandlungsoption angesehen werden.

Quelle
Hypertension 2023; 80: 00–00; doi: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.122.20853

Kurz kommentiert
Mittlerweile gibt es viele Studien, die sich mit dem Effekt der renalen Denervierung auf den Blutdruck beschäftigen. Demnach führt die Intervention bei Hypertonie mit und ohne Medikation zu einer signifikanten Blutdrucksenkung. Ebenso konnte im letzten Jahr in drei Analysen gezeigt werden, dass dieser Effekt über Jahre anhält und sogar eher noch an Effizienz gewinnt. Zudem bestätigen Studien, dass das Verfahren sicher ist und man wahrscheinlich nicht mit Langzeitproblemen rechnen muss.

In der vorliegenden Arbeit aus Australien wurden jetzt sogar 9-Jahres-Daten präsentiert. Die Ablation sorgte auch über diesen Zeitraum für eine robuste Blutdruckreduktion und die Patienten benötigten weniger antihypertensive Medikamente. Negative Effekte auf die Nierenfunktion ergaben sich nicht. Zwar handelt es sich um eine Observationsstudie und keine schein-kontrollierte Untersuchung, aber insgesamt scheint die renale Denervierung eine längerfristige Blutdrucksenkung induzieren zu können.

Ihr Prof. Prof. h.c. Dr. Markus van der Giet
Vorstandsvorsitzender Deutsche Hochdruckliga e.V.
Charité – Universitätsmedizin Berlin