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Auf Umwegen zum Blutdruckziel

Renale Denervierung über die Urethra zeigt erste Erfolge

Erst wurde die unkontrollierte Hypertonie mittels chirurgischer Sympathektomie therapiert, dann kam die endovaskuläre renale Denervierung. Der neueste Ansatz ist sogar noch weniger invasiv: Renale Nerven kann man auch „von außen“ über das Nierenbecken veröden. 

Die katheterbasierte renale Denervierung hat sich in den vergangenen Jahren als effektiv und sicher erwiesen. Meist wird dabei Energie oder Alkohol entlang der Arterienwände appliziert, um die parallel verlaufenden Nervenfasern zu zerstören. Entsprechende Nerven finden sich jedoch auch reichlich an der Oberfläche des Nierenbeckens und lassen sich über Urethra und Ureteren erreichen. Wie erfolgreich eine Denervierung auf diesem Wege ist, untersuchte das Team um Prof. Dr. Dagmara Hering vom College of Health Solutions an der Arizona State University in Phoenix.

In ihre Studie schlossen die Forschenden 18 Patienten ein, die trotz medikamentöser Therapie unter einer unkontrollierten Hypertonie litten. Im Durchschnitt nahmen sie 2,7 Antihypertensiva ein. Initial lag der mittlere systolische Blutdruck am Tag bei 148,4 mmHg. Als primären Effektivitätsendpunkt definierte man die Veränderung im ambulant gemessenen systolischen Tagesmittelwert zwei Monate nach Nierenbeckendenervierung mittels Radiofrequenzablation.

Die Intervention reduzierte den primär betrachteten systolischen Parameter um durchschnittlich 19,4 mmHg. Auch die nächtlichen und die 24-Stunden-Werte sanken signifikant (–21,4 von initial 142,1 mmHg bzw. –20,3 mmHg von anfangs 146,6 mmHg), ebenso die damit korrespondierenden diastolischen. Der systolische Praxis-Blutdruck fiel von 156,5 mmHg im Mittel um 22,4 mmHg.

Der neue intrarenale Ansatz wurde gut toleriert, es gab keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse. Die Patienten berichteten lediglich über einen milden postprozeduralen Rückenschmerz. Diese Ergebnisse rechtfertigen den Autoren zufolge die Initiierung einer randomisierten, sham-kontrollierten Studie, um das Verfahren weiter zu prüfen.                                                     

Quelle
Hering D et al. Hypertension 2022; 79: 00–00; doi:10.1161/HYPERTENSIONAHA.122.20048

Kurz kommentiert
Die renale Denervation zur Kontrolle des Blutdrucks ist über die Jahre mit sehr unterschiedlichen Verfahren durchgeführt worden. In der vorliegenden Studie wird die Ablation renaler sympathischer Nerven über das Nierenbecken beschrieben – mit blutdruckmodulierendem Effekt. Es handelt sich aber nur um eine Untersuchung zur generellen Durchführbarkeit. Die tatsächliche Effizienz muss sich in entsprechenden kontrollierten Studien noch zeigen.

Ihr Prof. Prof. h.c. Dr. Markus van der Giet
Vorstandsvorsitzender Deutsche Hochdruckliga e.V.
Charité – Universitätsmedizin Berlin