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Für Mediziner

Maligne Hypertrophie ausbremsen

Strikte Blutdruckkontrolle schützt den Ventrikel

Eine intensive Senkung des systolischen Blutdrucks unter 120 mmHg kann zur Regression einer linksventrikulären Hypertrophie führen oder ihr vorbeugen. Das gleiche gilt offenbar für eine maligne Vergrößerung des linken Ventrikels.

Die SPRINT-Studie hatte gezeigt, dass Patienten mit Hypertonie und hohem kardiovaskulärem Risiko von einer strengen Blutdruckeinstellung < 120 mmHg profitieren. Im Vergleich zu einem Zielwert < 140 mmHg reduzierte sich das Risiko für Tod und akute Dekompensation einer Herzinsuffizienz erheblich. Auch ein positiver Einfluss auf die linksventrikuläre Hypertrophie (LVH) wurde festgestellt. Eine maligne LVH ist neben den Gewebeveränderungen im Ventrikel durch die Erhöhung von hochsensitivem kardialem Troponin T (hs-cTnT) und NT-proBNP gekennzeichnet. Sie birgt ein hohes Herzinsuffizienz- und Mortalitätsrisiko.

Ein Team um Dr. Simon Ascher, San Francisco Veterans Affairs Health Care System und University of California, San Francisco, untersuchte nun anhand der SPRINT-Studie den Effekt einer intensiven Blutdrucksenkung in Bezug auf die maligne LVH. Dazu werteten sie die Daten von 8820 Teilnehmern aus und teilten diese je nach Hypertrophie- und Biomarkerstatus in vier Gruppen ein: keine LVH mit/ohne pathologische Marker sowie LVH mit/ohne auffällige Marker. 449 (5,1 %) Patienten hatten zu Studienbeginn ein hcs-cTnT ≥ 14 ng/l oder NT-pro-BNP-Werte ≥ 125 pg/ml und erfüllten somit die vordefinierten Kriterien der malignen linksventrikulären Hypertrophie.

Die relative Risikoreduktion des Endpunktes akute Dekompensationen einer Herzinsuffizienz und Gesamtmortalität fiel durch die strikte Blutdruckkontrolle in allen vier Gruppen ähnlich aus. Hingegen lag die absolute Risikoreduktion über vier Jahre für Patienten mit vorbestehender maligner LVH bei 4,4 %, für diejenigen ohne LVH mit normalen Biomarkern (n = 4.361) bei 1,2 %. Betrachte man die Gesamtmortalität allein, waren es 5,9 % respektive 0.7 %. Über einen Zeitraum von zwei Jahren gerechnet verringerte die starke Drucksenkung gegenüber der konventionellen die Inzidenz einer malignen LVH (2,5 % vs. 1,1 %; Odds Ratio 0,44).

Die Ergebnisse unterstreichen den Autoren zufolge die Vorteile der intensiven antihypertensiven Therapie insbesondere für Patienten mit maligner LVH. Zudem könnte diese Strategie vor der Entwicklung einer malignen Hypertrophie schützen. EKG-Überwachung und Biomarkermessung helfen womöglich dabei, Patienten zu identifizieren, die von einer strikteren Blutdruckkontrolle profitieren.

Quellen:
Ascher SB et al. J Am Coll Cardiol 2022; 80(16): 1516-1525; doi: 10.1016/j.jacc.2022.08.735

Kurz kommentiert:
Die linksventrikuläre Hypertrophie (LVH) gilt als typische Komplikation einer arteriellen Hypertonie und geht mit einem schlechten Outcome einher. Im klinischen Alltag gibt es immer wieder Patienten mit einer sehr ausgeprägten Hypertrophie. Es stellt sich die Frage nach einer optimierten Therapie, um auch eine Regression der Ventrikelveränderungen zu erzielen. Nach der aktuellen Auswertung von Daten der SPRINT-Studie profitieren Patienten mit maligner LVH von einer besonders intensiven Blutdrucksenkung – ein weiteres Argument für das Anstreben niedriger Zielwerte.

Ihr Prof. Prof. h.c. Dr. Markus van der Giet
Vorstandsmitglied Deutsche Hochdruckliga e.V.
Charité – Universitätsmedizin Berlin