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Stellungnahme

Positionierung zur SPRINT-Studie: Hochdruckliga empfiehlt Senkung der Zielwerte für Risikopatienten

Auf der Pressekonferenz zum Welt Hypertonie Tag am 9. Mai 2016 in Berlin hat die Deutsche Hochdruckliga ihre Position zur SPRINT-Studie weiter spezifiziert.

„Wir brauchen eine Änderung der Leitlinien,“ forderte der DHL-Vorstandsvorsitzende Professor Dr. Martin Hausberg, Direktor der Medizinischen Klinik I am Städtischen Klinikum Karlsruhe. Der Zielblutdruck müsse für eine definierte Gruppe von Risikopatienten auf unter 130 mmHg systolisch gesenkt werden, so Professor Hausberg. Dies gelte aber nur für eine bestimmte Gruppe von Patienten. „Nach wie vor warnen wir davor, die Studienergebnisse zu verallgemeinern.“

Die Ergebnisse der SPRINT-Studie hatten auf einen erheblichen Vorteil einer strikten Blutdruckeinstellung auch bei älteren Patienten hingedeutet: „Die Schlußfolgerung der Studie war, dass bei Patienten mit hohem kardiovaskulären Risiko, aber ohne Diabetes mellitus oder früherem Schlaganfall der systolische Blutdruck auf Werte um 120 mmHg und weniger gesenkt werden sollte, um das Risiko tödlicher und nichttödlicher kardiovaskulärer Ereignisse und die Gesamtsterblichkeit zu senken“, fasst Professor Hausberg die Ergebnisse zusammen. Bis zur SPRINT-Studie konnte der Vorteil einer Blutdrucksenkung auf <140 mmHg systolisch im Allgemeinen noch nicht gesichert werden, für ältere Patienten ist in den Leitlinien sogar ein systolischer Zielblutdruckwert von <150 mmHg vorgesehen.

„Wir fordern die Blutdrucksenkung auf unter 130 mmHg systolisch in den Leitlinien zu verankern – und zwar für ein definiertes Patientenkollektiv mit einem erhöhten kardiovaskulärem Risiko“, so Professor Hausberg. Das seien in Deutschland nach Schätzungen mehr als eine Million Patienten. Ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko sei nach der SPRINT Studie definiert über ein Alter über 75 Jahre, vorliegende kardiovaskuläre Erkrankungen, also Erkrankungen, die das Herz bzw. die Herzkranzgefäße und das gesamte arterielle Blutgefäßsystem des Körpers umfassen, Nierenerkrankungen, und ein Framingham-Risiko-Score von über 15 Prozent. Letzteres ist ein Programm, mit welchem sich das Risiko berechnen lässt, innerhalb von zehn Jahren ein kardiovaskuläres Ereignis zu erleiden. Für Hochdruck-Patienten, die an Diabetes leiden oder die einen Schlaganfall hatten, eine Behinderung haben oder pflegebedürftig sind, ist ein Vorteil eines niedrigen systolischen Zielblutdrucks weiterhin nicht belegt. Wesentlich ist, dass eine Senkung des systolischen Zielblutdrucks für o.g. Gruppe von Risikopatienten nur empfohlen werden kann, wenn die Patienten engmaschig klinisch und laborchemisch überwacht werden.

Die Abweichung vom empfohlenen Zielwert der SPRINT-Studie, die um 120 mmHg und weniger empfiehlt, erläutert Professor Hausberg über die Art der Messung: „In der Studie wurde mit einem automatischen Messeverfahren der Weißkitteleffekt zum großen Teil ausgeschaltet. So entstanden Werte, die eher einer Messung zu Hause entsprächen und insgesamt niedriger ausfallen. Im übrigen belegen neuere Metaanalysen im Hinblick auf die kardiovaskuläre Ereignisrate auch nur einen Vorteil einer Blutdrucksenkung bis unter 130 mmHg systolisch.

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