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Politik unterstützt Bluthochdruck-Prävention – Hochdruckliga begrüßt „Gesundes-Herz-Gesetz“ zum 50-jährigen Jubiläum

© wutwhanfoto, iStock.com

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland [1] und verursachten 2020 rund 57 Milliarden Euro Kosten [2]. Mit dem neuen „Gesundes-Herz-Gesetz“ will das Bundesgesundheitsministerium diese Situation verbessern. Die Deutsche Hochdruckliga e.V. begrüßt die Initiative als wichtigen Schritt zur Prävention gefährlicher Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Das enorme Potenzial der Bluthochdruck-Früherkennung und -korrektur zur Reduktion kardiovaskulärer Risiken wird unterschätzt. Mit niederschwelligen Angeboten trägt die Politik dazu bei, dass Menschen frühzeitig Präventionsangebote wahrnehmen und so ihr Risiko deutlich reduzieren“, betont Prof. Dr. med. Markus van der Giet.

Zu ihrem 50-jährigen Bestehen hat die Deutsche Hochdruckliga medizinische Fachleute, Forschende sowie Selbsthilfeorganisationen, Unternehmen und Medien zu einem Festakt mit wissenschaftlichem Symposium eingeladen. Die Veranstaltung am 13./14. September 2024 in Heidelberg dient dazu, über neue Aspekte der Hypertonieforschung sowie die Herausforderungen der Zukunft zu diskutieren. Die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft und Betroffenenorganisation wurde 1974 gegründet. 

Bluthochdruck: unterschätzte Gefahr mit hohem Präventionspotenzial

Bluthochdruck ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen und hatte laut der Global-Burden-of-Disease-Studie 2010 in Deutschland den zweitgrößten Anteil an der gesamten Krankheitslast. Deutlich über 20 Millionen Erwachsene sind von erhöhtem Blutdruck betroffen, mit steigender Tendenz [3]. Alarmierend ist, dass 30 Prozent der Betroffenen nichts von ihrer Erkrankung wissen oder sie nicht ernst nehmen. Nur bei etwa 50 Prozent der Hypertoniepatienten und -patientinnen ist der Bluthochdruck gut kontrolliert [4]. „Dabei ist die Blutdruckkontrolle eine der einfachsten und effektivsten Möglichkeiten, kardiovaskuläre Ereignisse wie Schlaganfall, Herzinfarkt, Demenz oder Schädigung verschiedener Organe zu verhindern und die Gesundheit im höheren Lebensalter positiv zu beeinflussen“, sagt Prof. van der Giet, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga. Neueste Studien weisen außerdem darauf hin, dass sich ein erhöhter Blutdruck bereits im Jugendalter ungünstig auf die kognitiven Fähigkeiten auswirkt [5]. 

Vorsorge statt Reparatur: Hochdruckliga begrüßt „Gesundes-Herz-Gesetz“

Die Hypertonieforschung hat in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte gemacht. Während in den 1960er-Jahren nur wenige Therapien zur Verfügung standen, die zudem mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden waren, gibt es heute umfassende Möglichkeiten und Medikamente, sowohl den hohen Blutdruck als auch die dadurch entstandenen Schäden zu behandeln. „Dennoch liegen noch einige Herausforderungen vor uns“, betont Prof. van der Giet. Auf dem Weg von einer reparativen zu einer präventiven Medizin will die Hochdruckliga die Früherkennung von Bluthochdruck weiter stärken. Sie setzt sich dafür ein, das Thema stärker in der Facharztausbildung zu verankern und wissenschaftliche Leitlinien besser in der alltäglichen medizinischen Praxis zu implementieren. Zudem will sie den enormen Nutzen der Blutdruck(selbst-)messung als wichtige Vorsorgemaßnahme in der Bevölkerung bekannter machen und unterstützt z. B. Unternehmen dabei, das Thema in ihr betriebliches Gesundheitsmanagement zu integrieren (www.blutdruckmanager.de).

„Jährlich sterben viele Hunderttausende Menschen an den Folgen von Bluthochdruck, dennoch findet das Thema kaum Eingang in den öffentlichen Diskurs. Das wollen und müssen wir ändern“, erklärt Prof. van der Giet. „Nur wer weiß, zu welchen gesundheitlichen Beeinträchtigungen Bluthochdruck führen kann und wie leicht sich das verhindern lässt, wird die eigenen Blutdruckwerte regelmäßig überprüfen.“ Das „Gesundes-Herz-Gesetz“ sei vielleicht nicht ganz bis zu Ende gedacht und ecke auch an einigen Stellen an, sei aber dennoch ein wichtiger Schritt zur nachhaltigen Gesundheitspolitik: „Damit lassen sich viele unentdeckte Fälle von Bluthochdruck erkennen. Nur mit niederschwelligen Anreizen können wir möglichst viele Menschen zur Vorsorge motivieren. Wichtig ist, dass wir die Schritte gehen und nicht endlos diskutieren.“ 

50 Jahre Deutsche Hochdruckliga: Herausforderungen und Zukunftschancen

Moderne Technologien tragen in Zukunft dazu bei, die Diagnostik und Behandlung von Bluthochdruck zu verbessern. So ermöglicht beispielsweise die Telemedizin die kontinuierliche Überwachung und damit eine sofortige Anpassung der Therapie. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass durch telemedizinische Arztbesuche eine ebenso effektive Blutdruckkontrolle erreicht wird wie mit Präsenzterminen beim Arzt [6, 7]. Wearables wie Smartwatches und Fitness-Tracker, teils in Verbindung mit mobilen Gesundheits-Apps, können dazu beitragen, eine maskierte Hypertonie zu identifizieren, und das 24-Stunden-Monitoring mit Zusatzinformationen ergänzen [8]. Die Deutsche Hochdruckliga vergibt für geeignete Blutdruck-Apps ein eigenes Prüfsiegel [9]. Auch Ansätze, die mit künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen arbeiten, könnten sich künftig als nützlich erweisen, um z. B. unterschiedliche kardiovaskuläre Risikoprofile zu ermitteln und personalisierte Behandlungsansätze zu entwickeln. 

Prof. van der Giet betont: „Die Deutsche Hochdruckliga hat dieses unterschätzte Gesundheitsthema in den letzten fünf Jahrzehnten in die öffentliche Wahrnehmung gebracht. Wir werden uns auch in Zukunft auf allen Ebenen und mit allen beteiligten Gruppen dafür einsetzen, dass die Zahl der Menschen, die in Deutschland jedes Jahr an Bluthochdruck sterben, durch mehr Prävention weiter sinkt.“ 

Literatur
[1] Statistisches Bundesamt, 2024
[2] Bundesministerium für Gesundheit, 2024
[3] Epidemiologisches Bulletin 5/2015, Robert Koch-Institut, Berlin
[4] Neuhauser H, Kuhnert R, Born S. 12-Monatsprävalenz von Bluthochdruck in Deutschland. J Health Monit 2017; 2(1):57–63. DOI: 10.17886/RKI-GBE2017–007
[5] Jalanko, Petri et al. Association between arterial health and cognition in adolescents: The PANIC study. Physiological reports vol. 12,9 (2024): e16024. doi:10.14814/phy2.16024
[6] Levine, David Michael et al. Association of Structured Virtual Visits for Hypertension Follow-Up in Primary Care with Blood Pressure Control and Use of Clinical Services. Journal of general internal medicine vol. 33,11 (2018): 1862-1867. doi:10.1007/s11606-018-4375-0
[7] Hayavi-Haghighi, Mohammad Hosein et al. Applications and outcomes of implementing telemedicine for hypertension management in COVID-19 pandemic: A systematic review. PloS one vol. 19,8 e0306347. 1 Aug. 2024, doi:10.1371/journal.pone.0306347
[8] Groenland, Eline H et al. Smartphone Application-Assisted Home Blood Pressure Monitoring Compared With Office and Ambulatory Blood Pressure Monitoring in Patients With Hypertension: the AMUSE-BP Study. Hypertension (Dallas, Tex.: 1979) vol. 79,10 (2022): 2373-2382. doi:10.1161/HYPERTENSIONAHA.122.19685
[9] www.hochdruckliga.de/betroffene/blutdruckapps 

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