Edmonton – Die BedMed- und BedMed-Frail-Studien bestätigen die britische TIME-Studie. Die Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten vor dem Schlafengehen ist sicher, reduziert jedoch nicht das kardiovaskuläre Risiko. Dies gilt auch für gebrechliche ältere Erwachsene.
Zur Behandlung von Bluthochdruck ist es gängige Praxis, blutdrucksenkende Medikamente morgens zu verabreichen. In zwei spanischen Publikationen wurde bei abendlicher Einnahme von Antihypertensiva ein niedrigeres Risiko für harte klinische Endpunkte beobachtet. In der britischen TIME-Studie zeigte sich hingegen kein Unterschied zwischen der morgendlichen und der abendlichen Einnahme. Garrison und Kollegen untersuchten in zwei multizentrischen klinischen Studien (BedMed: hypertensive Primärversorgungspopulation und BedMed-Frail: hypertensive Langzeitpflegepopulation) die Auswirkungen der Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten vor dem Schlafengehen im Vergleich zur Einnahme am Morgen auf schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse und Todesfälle.
In beiden klinischen Studien wurden hypertensive Patienten mit Bluthochdruck im Verhältnis 1:1 randomisiert, um entweder aller einmal täglich zu verabreichenden blutdrucksenkenden Medikamente am Morgen oder vor dem Schlafengehen einzunehmen. Der primäre Endpunkt (Zeit bis zum ersten Auftreten eines Todesfalls jeglicher Ursache oder einer Krankenhausaufnahme/Notaufnahme aufgrund eines Schlaganfalls, eines akuten Koronarsyndroms oder einer Herzinsuffizienz) war in beiden Studien gleich.
In der BedMed-Studie wurden 3.357 Patienten aus 436 Hausarztpraxen mit einem Durchschnittsalter von 67 Jahren und einem Anteil von knapp 54 % unter Monotherapie über einen Zeitraum von durchschnittlich 4,6 Jahren beobachtet. Der primäre Endpunkt trat mit einer Rate von 2,3 pro 100 Patientenjahre in der Gruppe auf, die das Medikament vor dem Schlafengehen einnahm, und mit einer Rate von 2,4 pro 100 Patientenjahre in der Gruppe, die das Medikament morgens einnahm (bereinigtes Hazard Ratio, 0,96; p = 0,70). Ebenso zeigte sich kein Unterschied bezüglich der Sicherheitsergebnisse zwischen den Gruppen. Insbesondere gab es keine Unterschiede hinsichtlich Stürzen oder Frakturen, neuen Glaukomdiagnosen oder kognitivem Rückgang über einen Zeitraum von 18 Monaten.
In der BedMed(-Frail) Studie wurden 776 ältere Patienten (Langzeitpflege oder betreutes Wohnen, medianes Alter: 88 Jahre, ca. 60 % unter Monotherapie, über 80 % mit einem gewissen Grad an Demenz) über einen medianen Zeitraum von 1,1 Jahren beobachtet. Über 90 % (293/320) der dokumentierten primären Endpunkte waren Todesfälle. Dabei wurde kein Unterschied zwischen der Behandlung vor dem Schlafengehen und der üblichen Behandlung dokumentiert (29,4 vs. 31,5 Ereignisse pro 100 Patientenjahre; adjustierte Hazard Ratio: 0,88, p = 0,28). Ebenso wurden keine signifikanten Unterschiede für die hypothetischen negativen Auswirkungen, z. B. Stürze/Frakturen oder eine Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten, dokumentiert.
In beiden Studien kamen die Autoren zu dem Schluss, dass der Einnahme-Zeitpunkt keinen Einfluss auf die Risiken und Vorteile der blutdrucksenkenden Medikamente hat.
Garrison SR et al, JAMA 2025;333(23):2061-2072; doi:10.1001/jama.2025.4390
Garrison SR et al, JAMA Network Open 2025;8(5):e2513812; doi:10.1001/jamanetworkopen.2025.13812
Kommentar:
Nach der MAPEC-Studie publizierte dasselbe spanische Forscherteam die Hygia-Studie und berichtete erneut von einer dramatischen Verringerung schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse zugunsten der Verabreichung von Medikamenten vor dem Schlafengehen. Schnell wurden jedoch Zweifel geäußert. Diese Publikationen befeuerten die Motivation, weitere unabhängige Studien durchzuführen. Sowohl die BedMed als auch die BedMed-Frail Studien zeigten im Einklang mit der TIME-Studie, dass die Einnahme der gesamten Tagesdosis (≥1 verschriebener blutdrucksenkender Medikamente) vor dem Schlafengehen sicher ist, jedoch nicht das kardiovaskuläre Risiko reduziert.
Zu beachten ist, dass sich die Studien ausschließlich auf die Wirkung der Verabreichungszeit von Antihypertensiva und nicht auf die Blutdruckkontrolle konzentrierten. Hervorzuheben ist vor allem, dass in BedMed-Frail speziell ältere und gebrechliche Erwachsene (Langzeitpflege bzw. betreutes Wohnen) mit einem erhöhten Risiko für (nächtliche) hypotensive Reaktionen untersucht wurden.
Das Fazit lautet: Antihypertensiva sollten im Allgemeinen einmal täglich so eingenommen werden, wie es für die Therapietreue am besten passt. Auch bei älteren und gebrechlichen Erwachsenen kann eine Lockerung der Regeln zur Einnahmezeit eine bessere Überwachung durch Pflegekräfte ermöglichen. Diese können aufgrund anderer Aufgaben möglicherweise erst später am Tag Hilfe oder Aufsicht leisten. Denn letztendlich ist der Zeitpunkt der Medikamenteneinnahme nicht so wichtig wie die regelmäßige Einnahme.
Prof. Dr. med. Christian Ott, Nürnberg