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ESH bestätigt die renale Denervation als zusätzliche Option bei arterieller Hypertonie

Die European Society of Hypertension (ESH) stuft die renale Denervation (RDN) als sichere endovaskuläre Prozedur ohne relevante Kurz- oder Langzeitnebenwirkungen ein.

Das Positionspapier, welches Experten der Arbeitsgruppe „Device-Based Treatment of Hypertension“ der ESH unter Leitung von Prof. Dr. Schmieder, Erlangen, Deutschland, verfasst wurde, bestätigt, dass die renale Denervation (RDN) eine sichere endovaskuläre Prozedur ohne relevante Kurz- oder Langzeitnebenwirkungen ist.

Die RDN ist ein minimalinvasives Verfahren, welches durch gezielte Ablation renaler Nervenfasern die Überaktivität des Sympathikus bei Patienten mit nicht kontrollierter Hypertonie in Gegenwart und in Abwesenheit von antihypertensiven Medikamenten positiv beeinflusst. Fünf randomisierte, scheinkontrollierte Studien haben unabhängig voneinander den biologischen Nachweis erbracht, dass die RDN zu einer signifikanten Reduktion des systolischen und diastolischen Blutdruckes führt. In diesen Studien konnte nachgewiesen werden, dass sowohl der Praxisblutdruck als auch der Blutdruck in der 24 Stunden Langzeitmessung gegenüber der Kontrollgruppe relevant gesenkt wird.

Dieser Effekt war sowohl bei Patienten mit antihypertensiver Therapie, als auch bei Patienten ohne medikamentöse Behandlung zu beobachten. Im Mittel betrug die Senkung des systolischen Praxisblutdrucks 10 mmHg. Auch wenn noch keine harten Endpunktstudien vorliegen, weiß man anhand mehrerer Metaanalysen mit über 600.000 Patienten, das eine vergleichbare Absenkung des systolischen Blutdruckes mit einer ca. 25-30%igen Reduktion schwerer kardiovaskulärer Ereignisse einhergeht. Insbesondere Patienten mit einem hohen kardiovaskulären Risiko profitieren von einer Blutdrucksenkung. Daher empfiehlt die Arbeitsgruppe die renale Denervation als eine alternative oder additive Therapieoption bei Patienten mit nicht kontrolliertem arteriellen Hypertonus.

Die Arbeitsgruppe betont im vorliegenden Positionspapier auch die Notwendigkeit eines strukturierten Prozesses für die klinische Einführung der RDN in die tägliche Praxis. Bei der Entscheidung für oder gegen eine renale Denervation ist daher neben den vorhandenen Komorbiditäten auch die Präferenz des Patienten zu berücksichtigen. Alle Therapieoptionen sollten im Rahmen einer gemeinsamen Entscheidungsfindung (shared decision making) diskutiert werden, um letztlich in einer individuellen Therapiestrategie zu münden.

Dennoch bleiben einige Fragen weiterhin unbeantwortet: bislang fehlen Prädiktoren, die den therapeutischen Erfolg der RDN voraussagen. Auch fehlen bislang direkte Vergleiche verschiedener Ablationsstrategien. Weiterhin unbeantwortet ist die Frage, ob die unter RDN beobachtete Blutdrucksenkung tatsächlich zur Reduktion harter kardiovaskulärer Endpunkte führt.

In der Zusammenschau der derzeit klinisch verfügbaren Daten empfiehlt die Arbeitsgruppe daher den Einsatz der renalen Denervation als zusätzliche oder alternative Therapieoption bei Patienten mit nicht kontrolliertem Hypertonus. Eine gemeinsame Entscheidungsfindung zwischen Patient und Arzt ist dabei eine wesentliche Voraussetzung.

Verfasser: Prof. Dr. med. Joachim Weil

Quellen