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Für Mediziner

Erhöhter Blutdruck im Liegen

Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Im Rahmen der ARIC-Studie wurde der Blutdruck von 13.000 Menschen nicht nur im Sitzen, sondern auch im Liegen gemessen. Das primäre Ziel war, einen potenziellen Zusammenhang zwischen orthostatischer Hypotonie und dem kardiovaskulären Risiko zu erfassen. 

Die Analyse basiert auf Daten von 11.369 Teilnehmern, die zu Beginn der Studie keine kardiovaskulären Erkrankungen aufwiesen. Von diesen hatten 4.263 Teilnehmer zu Beginn erhöhte Blutdruckwerte im Liegen. Erstaunlicherweise wiesen 16,5 % der Teilnehmer, deren Blutdruck im Sitzen im normalen Bereich lag, erhöhte Werte im Liegen auf. Bei 73,5 % der Teilnehmer mit erhöhtem Blutdruck im Sitzen wurden auch erhöhte Werte im Liegen gemessen.

Im Mittel von etwa 25 Jahren Follow-up zeigte sich, dass eine Hypertonie im Liegen im Vergleich zu keinem erhöhten Blutdruck mit einem um 60 % erhöhten relativen Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse (Hazard Ratio, HR: 1,60) einherging. Das Risiko für Herzinsuffizienz (HR: 1,83) und Schlaganfall (HR: 1,86) war um jeweils etwa 80 % erhöht. Betroffene Personen hatten ein mehr als doppelt so hohes Risiko für tödliche Erkrankungen (HR: 2,18) und ein um 40 % erhöhtes Risiko für Mortalität (HR: 1,43). Dieser Zusammenhang zeigte sich unabhängig von der Höhe des Blutdrucks und der Einnahme von Blutdrucksenkern.

Darüber hinaus wurde festgestellt, dass das kardiovaskuläre Risiko für Personen mit ausschließlich im Liegen gemessenem Hypertonus oder einer Kombination aus Hypertonie im Liegen und Sitzen höher war als das Risiko von Personen mit ausschließlich im Sitzen erhöhtem Blutdruck.

Eine mögliche Ursache könnte darin liegen, dass der Blutdruck im Liegen präzisere Messungen des tatsächlichen Ruheblutdrucks liefert. Es ist denkbar, dass eine Hypertonie im Liegen eine maskierte Hypertonie darstellt, die unzureichend behandelt wird.

Für die Praxis bedeutet dies: Bei Patienten mit Blutdruck (120–130 mmHg im Sitzen) könnte eine zusätzliche Messung im Liegen wertvolle Informationen liefern. Wissenschaftler betonen jedoch, dass der Blutdruck im Sitzen weiterhin der Standard für die Beurteilung des kardiovaskulären Risikos bleibt, bis weitere Belege dafür vorliegen, dass die Behandlung von Hypertonie im Liegen tatsächlich kardiovaskuläre Ereignisse verhindern kann.

Giao D et al. JAMA Cardiol. 2025; https://doi.org/10.1001/jamacardio.2024.5213

Kurzkommentar: Schon seit Jahren ist bei Bluthochdruck nicht nur die standardisierte Messung in Sitzen nach einer Ruhephase relevant, sondern auch die Messung im Stehen wird empfohlen, um auch eine Orthostase und damit Gefäßregulationsprobleme zu identifizieren. Auch die Bedeutung der Blutdruckmessung im Liegen ist vielleicht zusätzlich auch im Alltag interessant. Wahrscheinlich kann man hier wie bei dem Orthostase-Test schon Hinweise für Gefäßregulationsstörungen frühzeitig identifizieren, was sich dann vielleicht auch durch eine gestörte Tag/Nacht-Rhythmik in der Blutdruckregulation sich äußert, was aber in der vorliegenden Studie nicht untersucht wurde.