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Für Mediziner

Sind alle Beta-Blocker gleich oder sind einige Beta-Blocker gleicher?

In der folgenden Studie sollte die Effektivität und Sicherheit der Betablocker als Firstline-Behandlung der Hypertonie untersucht werden.

referiert durch M. van der Giet, Berlin

Die Betablocker-Therapie ist seit über 50 Jahren ein fester Bestandteil in der blutdrucksenkenden Therapie. Schon 1998 hat Messerli die Frage gestellt, ob bei der unkomplizierten Hypertonie die b-Blocker wirklich eine Firstline-Therapie darstellen soll. Viele Metaanalysen haben diese Frage aufgegriffen und die Inferiorität von Betablockern gegenüber ACE-Hemmern, Sartanen, Calcium-Kanal-Blockern oder auch Thiaziden gezeigt. In der Konsequenz sind Betablocker bei den meisten Fachgesellschaften keine antihypertensive Firstline-Therapie mehr bei der unkomplizierten Hypertonie. Der Stellenwert bei der KHK und auch Herzinsuffizienz ist weiterhin unbestritten. Es wurde in der Folge argumentiert, dass die Schwäche der Betablocker vor allem auf Studien zurückzuführen sei, die in der Behandlung der Hypertonie als Komparator das Atenolol hatten und damit möglicherweise auch ein schwacher Betablocker mit starken anderen antihypertensiven Mitteln verglichen wurde und nur in der Konsequenz Atenolol verlieren konnte. In den 90iger Jahren ist die dritte Generation von Betablockern wie Carvediolol und Nebivolol in den Markt eingeführt worden. Hier wurden in der unkomplizierten Hypertonie nie Studien durchgeführt, sodass nicht klar ist, ob ggf. die dritte Generation der Betablocker besser ist als Atenolol.

In der aktuellen Arbeit haben sich die Kollegen bei fehlenden prospektiven Studien eine Analyse von großen US-amerikanischen Datenbanken durchgeführt. Es sollte die Effektivität und Sicherheit der Betablocker als Firstline-Behandlung der Hypertonie untersucht werden. Die Effektivität der Medikamente auf Herzinfarkt, Schlaganfälle und auch Hospitalisierung durch Herzinsuffizienz wurde analysiert. 118 133 Patienten bekamen Carvediolol oder Nebivilol bzw. 267 891 Patienten Atenolol als Primärtherapie des arteriellen Hochdrucks. Interessanterweise zeigte sich, dass die gebündelte Analyse aller Daten, keinen Vorteil von Carvediolol oder Nebivolol gegenüber Atenolol in Bezug auf das Auftreten von den kardiovaskulären Ereignissen (Herzinfarkt, Schlaganfall oder auch Hospitalisierung bei Herzinsuffizienz) hat. Bei einem Vergleich mit ACE-Hemmern und auch Thiaziden sind die Dritt-Generations-Betablocker sogar in Bezug auf das Auftreten von Schlaganfällen unterlegen.

Die Dritt-Generations-Betablocker haben gegenüber Atenolol keinen Vorteil und es ist gerechtfertigt, in der primären Hochdrucktherapie weiterhin die Betablocker nicht als Firstline-Therapie zu empfehlen. Die Vermutung, dass Carvediolol und Nebivolol günstigere Wirkung haben können, läßt sich nicht bestätigen.

Comprehensive Comparative effectiveness and safety of first-line ß-blocker monotherapy in hypertensive patients. A large-scale multicenter observational study. You SC, Krumholz HM, Suchard MA, Scheumie M, Hripcsak G, Chen R, Shea S, Duke J, Pratt N, Reich CG, Madigan D, Ryan PB, Park RW, Park S. 2021 Hypertension 77: 1528-1538