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Gendersternchen jetzt auch bei Blutdruckgrenzwerten?

Es gibt nur begrenzte Daten darüber, ob auch das kardiovaskuläre Risiko bei Männern und Frauen eine unterschiedliche Abhängigkeit vom Blutdruck zeigt.

referiert durch W. Zidek, Berlin

Die allgemein anerkannten Grenzwerte für den systolischen Blutdruck werden im Allgemeinen nicht geschlechtsspezifisch angegeben. Dennoch ist die allgemeine Erfahrung, dass über einen weiten Altersbereich Männer im Durchschnitt einen höheren Blutdruck als Frauen haben. Es gibt nur begrenzte Daten darüber, ob auch das kardiovaskuläre Risiko bei Männern und Frauen eine unterschiedliche Abhängigkeit vom Blutdruck zeigt. In der vorliegenden Studie haben die Autoren 27.542 Teilnehmende (54% Frauen) ohne kardiovaskuläre Erkrankung bei Studienbeginn aus vier verschiedenen Kohortenstudien über 28 ± 12 Jahre hinsichtlich kardiovaskulärer Ereignisse in Abhängigkeit vom systolischen Blutdruck beobachtet.

Die Abbildung zeigt, dass sowohl für Männer als auch für Frauen das Risiko, eines der untersuchten Ereignisse zu erleiden, mit steigendem systolischem Blutdruck zunahm. Das Risiko bei einem systolischen Blutdruck von <100 mm Hg wurde = 1 gesetzt. Die horizontalen Pfeile in der Abb. zeigen an, ab welchem systolischen Blutdruck jeweils das Risiko, eines der untersuchten Ereignisse zu erleiden, signifikant gesteigert war. Bei Frauen war das Risiko, eines der untersuchten kardiovaskulären Ereignisse zu erleiden, bereits bei wesentlich niedrigeren systolischen Blutdruckwerten signifikant höher als bei Männern.

Abb. Hazard Ratio für kardiovaskuläre Ereignisse in Abhängigkeit vom systolischen Blutdruck (psyst). Die horizontalen Pfeile geben jeweils den systolischen Grenzwert wieder, ab dem das Risiko für das betreffende Ereignis signifikant erhöht ist (schwarz = kardiovaskuläre Erkrankung, rot = Herzinfarkt, blau = Herzinsuffizienz, Violett = Schlaganfall). Nach Daten von Ji et al.

Die Untersuchung wirft die Frage auf, ob wir in der Zukunft die Grenzwerte für den systolischen Blutdruck geschlechtsspezifisch differenzieren müssen. Dies wäre zumindest dann zu erwägen, wenn wir die Grenzwerte bezogen auf das jeweilige kardiovaskuläre Risiko festlegen wollen. Die vorliegende Untersuchung zeigt jedenfalls, dass Frauen bereits bei wesentlich niedrigeren systolischen Blutdruckwerten ein signifikant erhöhtes kardiovaskuläres Risiko haben.

Sex Differences in Blood Pressure Associations With Cardiovascular Outcomes. Ji H, Niiranen TJ, Rader F, Henglin M, Kim A, Ebinger JE, Claggett B, Merz CNB, Cheng S. Circulation. 2021 Feb 16;143(7):761-763.