Bluthochdruck, in der Fachsprache Hypertonie genannt, ist weit verbreitet. Schätzungen der Deutschen Hochdruckliga zufolge hat in Deutschland etwa jeder dritte Erwachsene einen zu hohen Blutdruck. In der Schwangerschaft ist ungefähr jede zehnte Frau davon betroffen. Etwa die Hälfte hatte schon vorher Bluthochdruck, die andere Hälfte entwickelt ihn etwa ab der 20. Schwangerschaftswoche (SSW).
Oft unterschätzte Risiken für Mutter und Kind
„Von einer Schwangerschaftshypertonie, die medikamentös behandelt werden muss, spricht man laut aktualisierter Leitlinie, wenn die Werte anhaltend über 140/90 mmHg liegen. Der Zielwert liegt bei 135/85 mmHg und niedriger“, erklärt Prof. van der Giet. Das Tückische daran: Betroffene bemerken einen erhöhten Blutdruck oft selbst nicht, da Symptome erst bei sehr hohen Werten auftreten. Die Gefahren für Mutter und Kind sind dennoch nicht zu unterschätzen. Neben Schwangerschaftsdiabetes, Frühgeburt und geringem Geburtsgewicht ist die wahrscheinlich bekannteste Schwangerschaftskomplikation die Präeklampsie, umgangssprachlich auch als „Schwangerschaftsvergiftung“ bezeichnet. Davon spricht man, wenn der erhöhte Blutdruck zu Organschäden führt, meist an den Nieren oder der Leber. Sie tritt nach der 20. SSW auf und wird über Eiweißausscheidungen im Urin nachgewiesen. Mögliche Begleitsymptome sind Schwindel, Sehstörungen oder sogar Krampfanfälle. Durch den hohen Druck können die Blutgefäße der Mutter, aber auch die der Plazenta geschädigt werden, wodurch das Kind nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt wird. Die Präeklampsie kann sich zu weiteren lebensbedrohlichen Krankheitsbildern entwickeln. Betroffene Frauen müssen sofort ins Krankenhaus; in schweren Fällen kann eine vorzeitige Entbindung notwendig werden. Jährlich sterben weltweit mehr als 50.000 Frauen und 500.000 Babys an den Folgen einer Präeklampsie.
Wichtig zu wissen ist auch, dass die mit Bluthochdruck einhergehenden Komplikationen bei über 20 Prozent der schwangeren Frauen zu einem erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko während der Schwangerschaft und im weiteren Leben führen. Die aktualisierte Leitlinie schafft die Basis für ein verstärktes Nachsorgemanagement inklusive eines Nachsorgepasses. Auch gibt es Hinweise darauf, dass sich Bluthochdruck in der Schwangerschaft auf die Blutdruckwerte des Kindes auswirken könnte.
Bluthochdruck ist behandelbar – auch in der Schwangerschaft
Damit es auf keinen Fall zu Komplikationen kommt, sind engmaschige Überwachungen des Blutdrucks während der Schwangerschaft unerlässlich. Die aktualisierte Leitlinie empfiehlt seit Juli 2024 ein allgemeines Screening auf Präeklampsie bei jeder Schwangeren in der 12. oder 13. SSW. „Wichtig ist, dass das Problem frühzeitig erkannt wird. Häufig genügt dann eine intensivierte Überwachung oder eine ambulante Therapie“, erklärt Prof. van der Giet. Die regulären Vorsorgeuntersuchungen in der Frauenarztpraxis stellen sicher, einen bisher unerkannten Blutdruck zu identifizieren und wenn notwendig, medikamentös zu behandeln. „Die verfügbaren Medikamente sind gut erforscht und große Überblicksstudien belegen, dass eine Blutdrucksenkung eine Präeklampsie erfolgreich verhindern kann“, erklärt Prof. van der Giet. Bluthochdruckpatientinnen, die bereits in Behandlung sind, sollten sich mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin zu einer möglichen Umstellung bisheriger Medikamente abstimmen.
Die positive Nachricht: Ist der Bluthochdruck erst durch die Schwangerschaft entstanden, normalisiert er sich fast immer in den Wochen nach der Geburt. Bei vorbestehendem Bluthochdruck können medikamentöse Therapien auch während der Stillzeit beibehalten werden. Studien haben außerdem gezeigt, dass Frauen, die ihr Kind mindestens sechs Monate lang stillten, bessere Blutdruckwerte hatten als Frauen, die nicht gestillt haben. Zusätzlich können Schwangere ihren Blutdruck auch selbst positiv beeinflussen, indem sie Stress vermeiden, eine gesunde Ernährung beachten, ausreichend trinken und in Bewegung bleiben. Darüber hinaus empfiehlt die Deutsche Hochdruckliga, dass Schwangere ihren Blutdruck auch zu Hause regelmäßig selbst messen.
Mit einer neuen Broschüre „Bluthochdruck in der Schwangerschaft und Stillzeit“ klärt die Deutsche Hochdruckliga Schwangere und Frauen mit Kinderwunsch über das Thema auf. Weitere Hintergrundinformationen gibt es im Podcast „HyperTon“ (Folge 4) und in einem neuen Video der Reihe „Kurz erklärt: Bluthochdruck“ unter www.youtube.com/@hochdruckliga. Zudem veröffentlicht Deutsche Hochdruckliga unter www.hochdruckliga.de/betroffene/blutdruckmessung Tipps und Videos zur Blutdruckselbstmessung und ein Verzeichnis geprüfter zuverlässiger Blutdruckmessgeräte.
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