Lakritz – die einen hassen es, die anderen lieben es. Für die Liebhaber von Lakritz in all seinen Erscheinungsformen – von der Lakritzschnecke bis zum Salzlakritz für besondere Fans – gibt es aber schlechte Nachrichten. Ein ungebremster Konsum von Lakritzprodukten kann zu Bluthochdruck führen.
Eine neue Studie aus Dänemark bestätigt, was seit langem bekannt ist: der wichtigste Bestandteil der Süßigkeit enthält einen Stoff, der den Blutdruck im Körper ansteigen lässt. Lakritz wird aus einem Extrakt der Süßholzwurzel herstellt. Dieser enthält Glycyrrhizin, das für den typischen Geschmack verantwortlich ist und eine fünfzigfach stärkere Süßkraft als haushaltsüblicher Zucker hat. Glycyrrhizin hat viele positive Eigenschaften. Es wirkt entzündungshemmend, schleimlösend, hustendämpfend und magenschonend. Das klingt erst einmal richtig gut, wäre da nicht die Eigenschaft, die zu Problemen führt: Es wirkt eben auch blutdruckerhöhend.
Glycyrrhizin wird im Körper in Glycyrrhetinsäure umgewandelt. Diese verhindert, dass im Körper das Hormon Cortisol zu Cortison abgebaut wird. Dieses überschüssige Cortisol hat die gleiche Wirkung wie das Hormon Aldosteron. Die Nieren scheiden weniger Natrium und Wasser aus, dafür mehr Kalium, und dies führt zu einem Ansteigen des Blutdrucks.
Lakritzprodukte in Deutschland enthalten mindestens 3 % Süßholzextrakt. Ab einer Menge von 0,1 Gramm Glycyrrhizin pro 100 Gramm sind diese mit dem Zusatz „enthält Süßholz“ gekennzeichnet. Leider ist oft nicht leicht erkennbar, wie viel Glycyrrhizin in den Produkten tatsächlich enthalten ist, denn alle Produkte mit einem Gehalt unter 0,2 Gramm pro 100 Gramm des Produkts werden pauschal als „Lakritz“ bezeichnet und der genaue Gehalt muss nicht angegeben werden. Verlässlich angegeben werden muss jedoch der Hinweis auf einen besonders hohen Glycyrrhizingehalt beim Starklakritz. So heißen Produkte, die mehr als 0,2 Gramm Glyzyrrhizin pro 100 Gramm des Produkts enthalten. Hier sind Warnhinweise vorgeschrieben. Mehr als 50 Gramm Starklakritze am Tag gelten als gesundheitsschädlich, können Bluthochdruck und Kaliummangel verursachen, auch Herzrhythmusstörungen sind möglich.
Das Bundesinstituts für Risikobewertung, das sich auch mit Lebensmittelsicherheit beschäftigt, empfiehlt, nicht mehr als 100 Milligramm Glycyrrhizin pro Tag zu sich zu nehmen. Auch der Lebensmittelausschuss der Europäischen Union hält unter 100 Milligramm Glycyrrhizin für unbedenklich.
Ein Fall einer älteren Bluthochdruck-Patientin aus der Klinik zeigt, dass ein exzessiver Genuss von Lakritz den Blutdruck unkontrolliert ansteigen lassen kann. Diese erzählte von Blutdruckwerten um die 160-170 mmHg systolisch. Zusätzlich litt sie an Kopfschmerzen und Kribbeln in den Händen. Die Untersuchungen in der Hypertoniesprechstunde des Krankenhauses bestätigten die hohen Blutdruckwerte, stellten darüber hinaus aber auch einen schweren Kaliummangel fest. Am Ende stellte sich heraus, dass die Patientin täglich erhebliche Mengen an Salzlakritz verzehrt hatte: 150 bis 300 Gramm am Tag.
Dies ist sicher ein extremer Fall, die Studie aus Dänemark zeigte allerdings, dass auch junge, gesunde Menschen, die täglich 100 Gramm Glycyrrizin zu sich nehmen, erhöhte Blutdruckwerte entwickeln.
In Maßen und unregelmäßig genossen ist Lakritz für die Allermeisten dennoch ein süßes Vergnügen. In Deutschland liegt der Gehalt bei handelsüblichem Lakritz meist unter 0,1 Gramm pro 100 Gramm. Wachsam sein sollte man trotzdem, denn Süßholzwurzelextrakt ist nicht nur in der Süßigkeit Lakritz enthalten, sondern kann auch in anderen Produkten vorkommen: Tee, Eiscreme oder Likör. Die dänischen Forscher haben herausgefunden, dass man mit dem Verzehr relativ geringer Mengen mancher Produkte aus Dänemark den Grenzwert von 100 mg pro Tag überschreitet.
Menschen mit Bluthochdruck müssen noch vorsichtiger sein als andere. Sie haben sowieso einen zu hohen Blutdruck, der durch die Wirkung des Glycyrrhizin weiter in die Höhe getrieben wird. Bluthochdruckpatientinnen und -patienten sollten daher genau hinschauen, welche Ihrer Lieblingsprodukte Süßholzwurzel enthalten und dementsprechend auf die Gesamtmenge achten bzw. am besten ganz auf Lakritz verzichten.
Quellen:
https://food.ec.europa.eu/system/files/2020-12/sci-com_scf_out186_en.pdf (Abruf: 19.06.2024)
https://www.bdsi.de/warenkunde/bonbons-und-zuckerwaren/lakritzwaren (Abruf: 19.06.2024)
https://www.bfr.bund.de/de/a-z_index/lakritze-5079.html (Abruf: 19.06.2024)
https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/lebensmittel/lakritz-inhaltsstoffe-und-gesundheitsrisiken/ (Abruf: 19.06.2024)
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0002916524000194?via%3Dihub (Abruf: 19.06.2024)
https://www.springermedizin.de/hypokaliaemie/hyperaldosteronismus/blutdruckexazerbation-durch-zu-viel-lakritz/26897116 (Abruf: 19.06.2024)