Bluthochdruck in der Schwangerschaft und Stillzeit

Bluthochdruck in der Schwangerschaft ist keinesfalls selten und betrifft fast jede zehnte Schwangere! Etwa die Hälfte der Schwangeren hatte bereits vor der Schwangerschaft Bluthochdruck, während die andere Hälfte ihn erst während dieser Zeit entwickelt. Der schwangerschaftsbedingte Bluthochdruck tritt häufig etwa ab der 20. Schwangerschaftswoche auf.

Was sollten Schwangere zu diesem Thema wissen?

Bluthochdruck bei Schwangeren – fast jede zehnte Frau betroffen!

In der Schwangerschaft verändern sich Herz und Kreislauf – ein Grund mehr, genauer auf den Blutdruck zu achten! In unserem neuesten Video zeigen wir Ihnen, warum es wichtig ist, den Blutdruck während der Schwangerschaft Stillzeit im Blick zu behalten. Schließlich zählt Bluthochdruck zu den häufigsten Gründen für Schwangerschaftskomplikationen.

Zum Video

Infobroschüre „Bluthochdruck in der Schwangerschaft und Stillzeit“

Podcast HyperTon: Bluthochdruck in der Schwangerschaft und Stillzeit

Bluthochdruck in der Schwangerschaft hat Auswirkungen auf zwei: die werdende Mutter und das ungeborene Kind. Im Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Hochdruckliga, Professor Dr. Markus van der Giet und Eva Staps, einer betroffenen Schwangeren, werden die Risiken, Komplikationen und Therapiemöglichkeiten beleuchtet.

Zum Podcast

Häufig gestellte Fragen

1. Warum ist der Blick auf den Blutdruck in der Schwangerschaft besonders wichtig?

Bluthochdruck tritt häufiger auf, als die meisten Menschen vermuten. Schätzungen zufolge hat in Deutschland etwa jeder dritte Erwachsene einen zu hohen Blutdruck. Bei Schwangeren kommt die Schwangerschaft selbst noch als möglicher auslösender Faktor hinzu. In bis zu 8 % Prozent der Schwangerschaften entwickelt die werdende Mutter Bluthochdruck, was zu den häufigsten Ursachen für Schwangerschaftskomplikationen zählt. Die Messung des Blutdrucks ist ein wichtiger Bestandteil der Schwangerschaftsvorsorge und die frühzeitige Erfassung und Therapie kann schwere Verläufe verhindern.

2. Wie verändern sich Herz und Kreislauf in der Schwangerschaft?

Während der Schwangerschaft wird das ungeborene Kind über die Nabelschnur mit Blut versorgt, sodass das Herz der Mutter für zwei schlagen muss. Je größer das Kind im Bauch wird, desto mehr Arbeit muss Ihr Herz leisten.

Die Blutmenge (Blutvolumen), die das Herz jede Minute pumpt, erhöht sich im Laufe der Schwangerschaft um 30 bis 50 %. Auch der Ruhepuls steigt von den durchschnittlich rund 70 Schlägen pro Minute auf bis zu 90 Schläge. Strengen Sie sich an, steigen Herzleistung und die Herzfrequenz stärker als bei nicht schwangeren Frauen. Aber auch andere Faktoren ändern sich in der Schwangerschaft, zum Beispiel der Gefäßwiderstand und die Menge gefäßregulierender Substanzen wie Östrogene.

Was bedeutet das für den Blutdruck?

Üblicherweise sinkt der Blutdruck im ersten und zweiten Schwangerschaftsdrittel. Der Blutdruck kann aber im letzten Drittel wieder auf den vorherigen Wert ansteigen. Etwa 1 bis 1,5 Stunden nach der Entbindung normalisieren sich Herzfrequenz, Schlagvolumen und Herzminutenvolumen und kehren auf die Ausgangswerte zurück.

3. Was ist bei chronischem Bluthochdruck in der Schwangerschaft zu beachten?

Wenn Sie mit bestehendem Bluthochdruck eine Schwangerschaft planen, sollten Sie dies unbedingt mit Ihrem Arzt besprechen. Wenn Sie Medikamente gegen Bluthochdruck einnehmen, sind möglicherweise Anpassungen bei der Medikation nötig. Setzen Sie Ihre Medikamente niemals eigenständig ab!

4. Wann ist der Blutdruck in der Schwangerschaft zu hoch?

Bluthochdruck während der Schwangerschaft wird als leicht (140–159/90–109) oder schwer (> 160/110 mmHg) eingestuft. Da in dieser Zeit immer auch die gesunde Entwicklung des Ungeborenen berücksichtigt wird, empfehlen die medizinischen Leitlinien eine medikamentöse Behandlung erst ab anhaltenden Blutdruckwerten von ≥ 140 mmHg systolisch und/oder ≥ 90 mmHg diastolisch.

Die Zielblutdruckwerte sollten <140 mmHg systolisch und < 90 mmHg diastolisch betragen. Eine zu scharfe Blutdruckeinstellung unter 80 mmHg diastolisch sollte nicht dauerhaft angestrebt werden.

Generell basieren alle Grenzwerte sowie auch Zielblutdruckwerte auf dem in einer ärztlichen Praxis gemessenen Blutdruck.

Bluthochdruck kann eine ernsthafte Gefährdung für Sie und Ihr Ungeborenes sein. Daher sind eine ambulante Betreuung und Überwachung nur bei leichteren Formen der Erkrankung möglich.

5. Wie sollte der Blutdruck in der Schwangerschaft gemessen werden?

In der Schwangerschaft sollte Ihr Arzt oder Ihre Ärztin bei jedem Termin auch Ihren Blutdruck überprüfen. Zusätzlich sollten Sie selbst Ihren Blutdruck mit einem validierten Blutdruckmessgerät regelmäßig zu Hause messen.

Die Blutdruckmessung in der ärztlichen Praxis oder im Krankenhaus

Sie sollten vor der Messung mindestens fünf Minuten lang ruhig sitzen. Dann werden drei Messungen im Abstand von ein bis zwei Minuten durchgeführt. Der Mittelwert der letzten beiden Messungen wird dokumentiert. Bei der Erstvorstellung sollte eine Messung an beiden Armen erfolgen. Sie sollten bei der Messung sitzen. Um das Risiko eines plötzlichen Blutdruckabfalls beim Aufstehen zu erkennen (orthostatische Hypotonie) kann es auch sinnvoll sein, den Blutdruck zusätzlich nach einer und nach fünf Minuten im Stehen zu messen.

Sind Sie beim Arztbesuch eher nervös? Dann sind die bei Ihnen in der Praxis gemessenen Blutdruckwerte eventuell ungewöhnlich hoch. Das kommt so häufig vor, dass es dafür sogar einen eigenen Namen gibt: Weißkittelhypertonie. Der Vergleich mit zu Hause gemessenen Werten zeigt auf, ob eine Weißkittelhypertonie bei Ihnen vorliegt.

Die 24-Stunden-Messung

Die automatische 24-Stunden-Langzeit-Blutdruckmessung ermöglicht weitere wichtige Erkenntnisse zu Ihrem Bluthochdruck. Zum Beispiel kann so eine Weißkittelhypertonie ausgeschlossen und der Erfolg therapeutischer Maßnahmen überprüft werden. Bei einer Langzeit-Blutdruckmessung bekommen Sie ein kleines Gerät mit nach Hause, das einen Tag lang und auch während der Nacht permanent den Blutdruck misst und aufzeichnet. Dies ermöglicht es Ärzten, auch Spitzenwerte oder ungewöhnlich hohe Werte während der Nacht zu identifizieren.

Die Blutdruckmessung zu Hause

Es ist empfehlenswert, Ihren Blutdruck zweimal täglich zu messen, idealerweise zur gleichen Zeit, beispielsweise morgens und abends. Falls Sie auf Handgelenkmessgeräte zurückgreifen, achten Sie darauf, diese während der Messung tatsächlich auf Herzhöhe zu halten. Besprechen Sie das geeignete Gerät und die Handhabung am besten mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Eine Liste geeigneter und von der Deutschen Hochdruckliga e. V. DHL® geprüfter Geräte – sowohl Oberarmmessgeräte als auch Handgelenkmessgeräte – finden Sie auf der Website der Deutschen Hochdruckliga unter https://www.hochdruckliga.de/betroffene/blutdruckmessgeraete.

TIPP – Richtig Blutdruck messen in 5 Schritten

  1. Zweimal täglich messen – morgens und abends
    Messen Sie Ihren Blutdruck regelmäßig, idealerweise morgens vor dem Start in den Tag und abends, wenn der Tag endet. Wenn Sie blutdrucksenkende Medikamente einnehmen, messen Sie bitte vor der Einnahme.
  2. Vor der Messung zur Ruhe kommen
    Setzen Sie sich vor der Blutdruckmessung hin und entspannen Sie ca. fünf Minuten lang. Dabei sollten Sie auch nicht telefonieren, Nachrichten tippen oder fernsehen. Außerdem sollten körperliche oder seelische Belastungen rund 30 Minuten vor dem Messen vermieden werden.
  3. Manschette auf Herzhöhe anlegen
    Während der Messung setzen Sie sich entspannt angelehnt auf einem Stuhl mit beiden Füßen auf dem Boden. Die Manschette des Blutdruckgeräts muss so angelegt werden, dass sie auf Herzhöhe sitzt, ca. 2–3 cm über der Ellenbeuge. Bei Oberarmmanschetten ist das fast automatisch der Fall. Bei Handgelenksmanschetten muss hierfür der Arm nach oben gebeugt werden.
  4. Zwei Messungen im Abstand von mindestens einer Minute
    Führen Sie immer zwei Messungen durch, die mindestens eine Minute auseinander liegen. Notieren Sie die Werte beider Messungen.
  5. Blutdruckwerte dokumentieren
    Halten Sie Ihre Werte über sieben Tage fest (zwei Messungen morgens und zwei abends) in einem Blutdruck-Tagebuch, und besprechen Sie diese mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.

6. Welche Bluthochdruckkomplikationen können während der Schwangerschaft auftreten?

Präeklampsie

Eine Präeklampsie ist eine neu auftretende oder sich verschlimmernde bestehende Bluthochdruckerkrankung nach der 20. Schwangerschaftswoche. Manchmal wird sie auch als Gestose oder umgangssprachlich als „Schwangerschaftsvergiftung“ bezeichnet. Nach der Definition ist eine Präeklampsie mit einer vermehrten Eiweißausscheidung über den Urin verbunden (Proteinurie) und wird daher auch über einen dementsprechenden Urintest nachgewiesen. Eine Präeklampsie kann verschiedene Organe der Schwangeren wie Leber, Niere oder Gehirn beeinträchtigen und eine vorzeitige Entbindung des Kindes notwendig machen. Sie wird in ca. 2 bis 5 % aller Schwangerschaften festgestellt. Wenn der Bluthochdruck chronisch ist, also schon vor der Schwangerschaft aufgetreten ist, sprechen Ärztinnen und Ärzte in Bezug auf die Schwangerschaft von einer Pfropfpräeklampsie. Dann entwickelt sich zusätzlich zu einem bereits bestehenden Bluthochdruck noch eine Präeklampsie. Die Präeklampsie setzt sich wie ein Pfropf auf die vorbestehende Bluthochdruckerkrankung. Die genauen Ursachen der Präeklampsie sind bis heute nicht präzise bekannt. Mittlerweile gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler davon aus, dass es sich um eine Fehlleitung und Störung von Botenstoffen der Plazenta handelt. Dies führt zu einer Schädigung mütterlicher Gefäße und verschiedener Organsysteme. Man bezeichnet dies als Multisystemerkrankung.

Risikofaktoren für die Entwicklung einer Präeklampsie sind:

  • Allgemeine Risikofaktoren: Alter, hoher Body-Mass-Index, ethnische Herkunft, Rauchen.
  • Erkrankungen: chronische Hypertonie, Diabetes mellitus (Typ I, Typ II), Nierenerkrankungen, Lupus erythematodes, Antiphospholipid-Syndrom.
  • Anamnese: Erstgebärende, Zustand nach Präeklampsie, künstliche Befruchtung (bes. Kryo-Zyklus, Eizellspende), Familienanamnese: Mutter mit Präeklampsie.
  • Schwangerschaftsspezifische Risikofaktoren: Gemini, Blasenmole, Trisomie, Hydrops fetalis.

Wie ist das Risiko einer Präeklampsie bei der nächsten Schwangerschaft?

Wenn eine Frau schon einmal an einer Präeklampsie erkrankt ist, steigt ihr Risiko für ein erneutes Auftreten bei der nächsten Schwangerschaft. Betroffenen kann in diesem Fall prophylaktisch Acetylsalicylsäure (ASS) verabreicht werden.

Eklampsie

Die Eklampsie ist eine lebensbedrohliche Komplikation, die mit neurologischen Störungen, insbesondere der Gefahr von Krampfanfällen, verbunden ist. Des Weiteren besteht die Gefahr von Hirnödem, Thrombosen, Netzhautschäden und Hirnblutungen. Bei Verdacht auf Eklampsie müssen Sie sofort ins Krankenhaus.

HELLP-Syndrom

Das HELLP-Syndrom beruht auf einer Störung der Leberfunktion. Dabei steht das „H“ für Hämolyse (Blutzerfall), „EL“ für erhöhte Leberwerte (elevated liver function tests) und „LP“ für niedrige Thrombozytenzahl (low platelet counts). Es tritt oft zusammen mit Bluthochdruck auf, in seltenen Fällen aber auch allein. Das HELLP-Syndrom ist eine weitere lebensbedrohliche Verlaufsform der Präeklampsie. Es kann aber auch ohne Vorzeichen und sehr plötzlich auftreten. Symptome sind Schmerzen im rechten Oberbauch, plötzliche starke und/oder ungewohnte Kopfschmerzen, Sehstörungen, Übelkeit und Erbrechen. Kontaktieren Sie bei Verdacht umgehend Ihren Arzt oder Ihre Ärztin und suchen Sie die nächste Klinik auf.

Plazenta-Insuffizienz

Eine chronische Plazenta-Insuffizienz entwickelt sich langsam über einen Zeitraum von Wochen oder Monaten. Ursachen können Erkrankungen wie eine Präeklampsie, Bluthochdruck, Diabetes, eine Anämie oder ein Nierenleiden sein. Akute Formen der Plazenta-Insuffizienz sind in der Regel mit deutlichen Symptomen wie heftigen Blutungen, starken Schmerzen und fehlenden Kindsbewegungen verbunden.

Blutdruckentgleisung bzw. Blutdrucknotfall

Bei einer schwangeren Frau gilt ein systolischer Blutdruck über 160 mmHg oder ein diastolischer Druck über 110 mmHg als Notfall, wenn dieser über 15 Minuten anhält und auch Hinweise auf Organschäden auftreten (Schwindel, Sehstörungen, starke Kopfschmerzen, neurologische Ausfälle, Bewusstseinstrübungen). Falls Sie solch erhöhte Blutdruckwerte bei sich feststellen, begeben Sie sich bitte umgehend ins Krankenhaus, da hier eine unverzügliche medikamentöse Blutdrucksenkung erfolgen sollte.

7. Welche Bluthochdruckmedikamente können in der Schwangerschaft eingenommen werden?

Üblicherweise sollte eine medikamentöse Behandlung bei Blutdruckwerten über 140/90 mmHg beginnen. Um eine übermäßige Blutdruckabsenkung zu vermeiden, wird zunächst mit geringen Mengen an Blutdrucksenkern gestartet und der Blutdruck nicht zu intensiv gesenkt. Eine Einleitung einer medikamentösen Therapie bei Blutdruckwerten ≥ 160/110 mmHg sollte unter stationären Bedingungen durchgeführt werden. Bei Kinderwunsch und möglicher Schwangerschaft sind andere Medikamente empfehlenswert als bei der üblichen Therapie von chronischem Bluthochdruck. Die folgenden drei Wirkstoffe bieten sich dabei an:

  1. Die Aminosäure Alpha-Methyldopa Alpha-Methyldopa hemmt im Gehirn Botenstoffe, die den Blutdruck erhöhen. Obwohl zum Einsatz von Alpha-Methyldopa die längsten Erfahrungswerte vorliegen, ist auch hier die Datenlage zur Anwendung im ersten Schwangerschaftsdrittel dürftig. Der Wirkstoff senkt den Blutdruck weniger stark als Nifedipin oder Metoprolol.
  2. Der Kalziumkanal-Blocker Nifedipin in retardierter Form. Nifedin ist allgemein gut verträglich und wirksam gegen schweren Bluthochdruck in der Schwangerschaft. Für das erste Schwangerschaftsdrittel liegen allerdings noch wenige Daten zum Einsatz und seine Wirkung vor. Er ist als Retard-Tablette empfohlen, also mit verzögerter Wirkstofffreisetzung über den Tag.
  3. Der Beta-Blocker Metoprolol ist ein Wirkstoff, der auch für das erste Schwangerschaftsdrittel vergleichsweise gut untersucht ist. Sein Einsatz erhöht nachweislich das Risiko für eine Wachstumsverzögerung beim Kind. In Österreich und der Schweiz ist zusätzlich der Wirkstoff Labetolol verfügbar.

Je nach Schwere des Bluthochdrucks können die Medikamente einzeln oder kombiniert zum Einsatz kommen.

8. Ist eine normale Entbindung bei Bluthochdruck möglich?

Auch bei Bluthochdruck können Sie normal (spontan) entbinden, wenn es sowohl Ihnen als auch Ihrem Kind gut geht. Ein Kaiserschnitt kann jedoch notwendig werden; dies ist jedoch eine sehr individuelle Entscheidung, die in Absprache mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt getroffen werden sollte. Leiden Sie an mäßig hohem bis sehr hohem Blutdruck findet die Entbindung üblicherweise zwischen der 37. und 39. Woche statt. Eine frühere Entbindung kann nötig sein, wenn Ihr Ungeborenes langsam wächst, bei Ihrem Kind Komplikationen aufgetreten sind oder Sie unter einer zunehmenden Präeklampsie leiden. Auch bei einer schweren Blutdruckkrise und bei einer ausgeprägten Wachstumsverzögerung Ihres Kindes wird, wenn möglich, das Ende der 34. Schwangerschaftswoche abgewartet. In diesen Fällen ist meist ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig. Denn dort können Sie kontinuierlich überwacht werden und die Ärztinnen und Ärzte und das Pflegepersonal können auf jede Änderung Ihres Zustandes und dem Ihres Kindes sofort reagieren. Wichtig ist, dass Sie sich hier gut beraten lassen. Eine unnötige Verlängerung der Schwangerschaft kann auch Gefahren für das Kind bedeuten, sodass dies eine sehr individuelle Empfehlung durch Ihre betreuende Ärztin oder Ihren betreuenden Arzt erfordert.

Wie geht es nach der Entbindung weiter?

Vielleicht geht es Ihnen wie sehr vielen Müttern: Sie verwenden nach der Geburt einen Großteil Ihrer Zeit und Kraft auf Ihr Kind und verlieren Ihr eigenes Wohlbefinden leicht aus den Augen. Doch behalten Sie auch Ihre Gesundheit weiterhin im Blick.

Geht Bluthochdruck nach der Entbindung wieder weg?

Hat sich der Bluthochdruck erst in der Schwangerschaft entwickelt, normalisiert er sich fast immer innerhalb der nächsten Wochen nach der Geburt. Leiden Sie an chronischem, also vorbestehendem Bluthochdruck, haben Sie diese Aussicht leider nicht. Doch in beiden Fällen sollte der Blutdruck auch nach der Schwangerschaft gut kontrolliert werden.

Wichtig zu wissen: Frauen, die von Schwangerschaftskomplikationen aufgrund von Bluthochdruck (z. B. Präeklampsie) betroffen waren, leiden auch später häufiger an Blutdruckproblemen. Darüber hinaus sind bluthochdruckbedingte Schwangerschaftskomplikation ein wichtiger Risikofaktor für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Achten Sie daher bitte auch weiter auf Ihren Blutdruck und nehmen Sie die regelmäßigen ärztlichen Kontrolltermine wahr. Damit tun Sie nicht nur sich selbst, sondern auch Ihrem Kind etwas Gutes.

9. Welchen Einfluss hat das Stillen bei Bluthochdruck?

Es ist schon länger bekannt, dass sich Stillen positiv auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit auswirkt. So zeigte eine australische Studie, dass Frauen, die ihr Kind mindestens sechs Monate lang stillten, bessere Blutdruckwerte besaßen als Frauen, die nicht gestillt hatten. Auch Mütter mit Schwangerschaftskomplikationen profitierten vom langen Stillen und erreichten bessere Blutdruckwerte. Während der Stillzeit ist es möglich, eine blutdrucksenkende Therapie beizubehalten. Es können beispielsweise Nifedipin oder Metoprolol eingenommen werden.

10. Was können Schwangere selbst gegen Bluthochdruck tun?

Gerade in der Schwangerschaft ist verantwortungsvolles Handeln besonders wichtig. Deshalb möchten wir Ihnen hier einige allgemeine Tipps geben, damit Sie Ihre Schwangerschaft unbesorgt genießen können. Grundsätzlich sind körperliche Schonung, z. B. regelmäßige Ruhepausen und Bettruhe in Seitenlage sowie die Vermeidung von Stress zu empfehlen. Eventuell kann eine Krankschreibung notwendig sein. Alkohol und Nikotin sind natürlich absolut tabu!

1. Ernährung in der Schwangerschaft
Grundsätzlich bedeutet eine gesunde Ernährung für Schwangere und Nicht-Schwangere in etwa das gleiche:

  • viel Gemüse und Obst
  • Vollkornprodukte bevorzugen
  • wenn möglich täglich Milchprodukte
  • zwei Portionen Fisch, mindestens einmal davon eine fettreiche Sorte
  • ausreichend trinken
  • Kalzium- und Kaliumaufnahme mit Produkten wie Nüssen und Magermilch erhöhen
  • wenig Fettes, Zucker und Naschereien
  • kein Alkohol

Während der Schwangerschaft gelten aber auch einige besondere Ernährungsregeln, denn Lebensmittelinfektionen sind der Schwangerschaft besonders gefährlich – für Mutter und Kind.

Wichtig! Rohe tierische Lebensmittel sowie daraus hergestellte, nicht ausreichend erhitzte Speisen sollten Sie in der Schwangerschaft meiden. Dazu gehören Rohmilchkäse, Rohmilch, rohes Fleisch, rohe Wurstwaren, roher Fisch und rohe Eier.

In einer Studie ging eine hauptsächlich aus Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Nüssen, Olivenöl, Vollkornprodukten und Fisch bestehende mediterrane Ernährung während der Schwangerschaft mit einem 20 % niedrigeren Präeklampsie-Risiko einher.

Wichtig! Die Besonderheit mit dem Salz.

Im Gegensatz zu den üblichen Ernährungsempfehlungen bei chronischem Bluthochdruck ist es für Schwangere nicht empfohlen, wenig Salz zu sich zu nehmen. Dies könnte zu einer Abnahme des Blutvolumens und damit zu einer Verringerung der Durchblutung der Gebärmutter und der Plazenta führen. Etwa ein Teelöffel Salz pro Tag ist wichtig für einen positiven Verlauf der Schwangerschaft. Am besten greifen Sie auf jodiertes Speisesalz zurück. Da der Salzbedarf gewichtsabhängig ist, besprechen Sie dieses Thema am besten mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.

2. Atmen Sie frei durch!
Tun Sie sich, Ihrer Lunge und Ihrem Baby etwas Gutes und hören Sie mit dem Rauchen auf. Rauchen schadet Ihnen und Ihrem Baby!

3. Bleiben Sie in Bewegung!
Körperliche Bewegung wirkt sich in der Regel günstig auf Ihr Wohlbefinden aus. Belasten Sie Ihren Körper aber nicht übermäßig. Fragen Sie im Zweifelsfall Ihren Arzt, was für Sie geeignet ist. Welche Sportarten werden empfohlen? Meist empfiehlt sich ein moderates Ausdauertraining, z.B.:

  • Wandern
  • Nordic Walking
  • Laufen
  • Schwimmen oder auch
  • isometrische Übungen

Besonders positiv wirken sich bei Bluthochdruck sogenannte isometrische Übungen aus. Bei diesen geht es darum, ohne nennenswerte Bewegung die Körperspannung aufrechtzuerhalten. Nach einer neueren Studie wirken isometrische Übungen sogar doppelt so gut gegen Bluthochdruck wie Ausdauersport. Als Schwangere sollten Sie spätestens ab der 20. Schwangerschaftswoche Übungen vermeiden, die die geraden Bauchmuskeln beanspruchen.

4. Achten Sie auf Ihr Körpergewicht und Ihre Blutdruckwerte
Überprüfen Sie regelmäßig Ihr Körpergewicht und protokollieren Sie Ihre Blutdruckwerte morgens und spät abends – zum Beispiel mit Hilfe unseres Blutdrucktagebuchs (https://www.hochdruckliga.de/fileadmin/downloads/patienten/blutdruckpass/DHL-Tagebuch-2023.pdf). Es ist sinnvoll, wenn Sie zusätzlich auch besondere Situationen wie Stress oder körperliche Anstrengungen notieren. So können Sie und Ihre Ärztin oder Ihr Arzt einordnen, in welchen Situationen erhöhte Werte auftreten.

5. Erholung und Gelassenheit – Achtsamkeit in der Schwangerschaft

  • Immer mit der Ruhe
    Nehmen Sie sich bewusst Zeit für Pausen und Entspannungsphasen. Regelmäßige körperliche Bewegung ist gut für das Gemüt. Schon ein kleiner Spaziergang ist hilfreicher, als Sie vielleicht denken. Es gibt Hinweise darauf, dass Biomarker wie das Stresshormon Kortisol schon bei kurzen Pausen in der freien und ruhigen Natur von 20–30 Minuten mindestens dreimal pro Woche um mehr als 20 % sinken können.
  • Einfach mal Musik hören
    Ein weiterer Weg in die Entspannung ist die Musik. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass beim Hören vor allem leichter klassischer Musik der Blutdruck messbar sinkt.
  • Stressbewältigungsstrategien erlernen
    Fällt es Ihnen schwer, einmal „die Seele baumeln zu lassen“, dann machen Sie sich doch einmal vertraut mit aktiven Stressbewältigungsstrategien wie:
    • Progressive Muskelentspannung
    • Autogenes Training
    • Yoga
    • Tiefenatmung
    • Meditation

Tipp: Für Schwangere tragen Krankenkassen üblicherweise die Kosten für einen Geburtsvorbereitungskurs. In vielen Fällen werden dabei auch Atemübungen und Entspannungstechniken behandelt. Aber auch für andere Kurse können Sie zumindest mit einem Zuschuss zu den Kosten rechnen. Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach entsprechenden Kursangeboten.

Glossar

Hier finden Sie ein Glossar der wichtigsten Begriffe zum Thema Bluthochdruck.

Quellen

Birukov A et al. Blood Pressure and Angiogenic Markers in Pregnancy: Contributors to Pregnancy-Induced Hypertension and Offspring Cardiovascular Risk. Hypertension 2020. www. ahajournals.org/doi/10.1161/HYPERTENSIONAHA.119.13966

Bluthochdruck-Leitlinie der „European Society of Hypertension“ 2023: 2023 ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. The Task Force for the management of arterial hypertension of the European Society of Hypertension Endorsed by the European Renal Association (ERA) and the International Society of Hypertension (ISH). J Hypertens. 2023. journals. lww.com/jhypertension/Fulltext/9900/2023_ESH_Guidelines_ for_the_management_of_arterial.271.aspx

Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung Bluthochdruck – Kinderwunsch und mögliche Schwangerschaft. Patienten-Information.de 2024. https://www.patienten-information.de/patientenblaetter/bluthochdruck-schwangerschaft

Cordis-Nachrichten: Studie ergab, dass nächtlicher Lärm Ursache für Bluthochdruck sein kann. 2013. cordis.europa.eu article/id/29130-night-time-noises-boost-blood-pressure-studyshows/de

Hunter MR et al. Urban Nature Experiences Reduce Stress in the Context of Daily Life Based on Salivary Biomarkers. Frontiers in Psychology 2019. www.frontiersin.org/articles/10.3389/ fpsyg.2019.00722/full

Inder JD et al. Isometric exercise training for blood pressure management: a systematic review and meta-analysis to optimize benefit. Hypertension Research 2016. https://www.nature.com/articles/hr2015111

Klinkhammer G. Heilkraft der klassischen Musik: Bach und Mozart gegen Bluthochdruck. Deutsches Ärzteblatt 2013. https:// www.aerzteblatt.de/archiv/152514/Heilkraft-der-klassischenMusik-Bach-und-Mozart-gegen-Bluthochdruck

Kranke P et al. Schwangerschaftsassoziierte Notfälle. Die Intensivmedizin 2023. https://www.springermedizin.de/emedpedia/detail/die-intensivmedizin/schwangerschaftsassoziierte-notfaelle?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-54675-4_104

Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz-und Kreislaufforschung e. V. (2019) / Deutsche Hochdruckliga e. V. ESC/ESH Pocket Guidelines. Management der arteriellen Hypertonie, Version 2018. https://leitlinien.dgk.org/2019/pocket-leitlinie-management-der-arteriellen-hypertonie-2/

Lelieveld J et al. Cardiovascular disease burden from ambient air pollution in Europe reassessed using novel hazard ratio functions. European Heart Journal 2019. academic.oup.com eurheartj/article/40/20/1590/5372326

Pathirana MM et al. The association of breast feeding for at least six months with hemodynamic and metabolic health of women and their children aged three years: an observational cohort study. Int Breastfeed J 18, 35 (2023). https://internationalbreastfeedingjournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13006-023- 00571-3

Rudolph L. Mediterrane Ernährung senkt Präeklampsie-Risiko. Pharmazeutische Zeitung online 2022. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/mediterrane-ernaehrung-senkt-praeeklampsierisiko-132785/

S2k-Leitlinie Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen: Diagnostik und Therapie. https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-018l_S2k_Diagnostik_Therapie_hypertensiver_ Schwangerschaftserkrankungen_2019-07.pdf

van der Giet M et al. Die neuen Empfehlungen zur Hypertonietherapie. MMW Fortschritte der Medizin 2023. www. springermedizin.de/arterielle-hypertonie/blutdruckmessung/dieneuen-empfehlungen-zur-hypertonietherapie/25586174?fulltextVi ew=true&doi=10.1007%2Fs15006-023-2803-5

Wang X-Q et al.: Traditional Chinese Exercise for Cardiovascular Diseases: Systematic Review and Meta-Analysis of RCTs. Journal of the American Heart Association 2016. www.ahajournals. org/doi/10.1161/JAHA.115.002562