Gerade im Alter lohnt es sich beim Thema Bluthochdruck genau hinzusehen – und frühzeitig gegenzusteuern. Verschiedene Faktoren und Veränderungen im Körper können im Verlauf des Lebens dazu beitragen, dass sich Bluthochdruck entwickelt. Im höheren Lebensalter verlieren beispielsweise die Blutgefäße an Elastizität und die Wände der Schlagadern versteifen sich zunehmend.
Bei erhöhtem Blutdruck steigert das Risiko für Schlaganfälle, Herzinfarkte und andere Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen deutlich. Daher ist es vor allem ab dem 40. Lebensjahr ratsam, den Blutdruck regelmäßig zu kontrollieren. Ein gesunder Blutdruck schützt nämlich nicht nur das Herz, sondern erhöht auch die Lebensqualität.
Je nach gesundheitlichem Zustand sind Ärztinnen und Ärzte bei den Grenzwerten von älteren Menschen großzügiger. Im Allgemeinen wird bei älteren Menschen kein systolischer Wert von unter 120 mmHg angestrebt, da ein zu schnelles und zu tiefes Absenken des Blutdrucks zu Schwindel, Unwohlsein und in der Folge zu Stürzen führen kann.
Jeder Mensch ist anders – daher sollten bei der Blutdruckbehandlung im Alter immer der individuelle Gesundheitszustand und die persönlichen Lebensziele berücksichtigt werden. Das kalendarische Alter sagt nur wenig darüber aus, wie fit bzw. gebrechlich eine Person ist. Hierfür wird das biologische Alter erfasst.
Die Erfassung des biologischen Alters erfolgt durch die sogenannte Frailty-Skala (Gebrechlichkeits-Skala). Unter Berücksichtigung der körperlichen Fitness, der Selbstständigkeit im Alltag, der Mobilität und der Gedächtnisskala beurteilen Ärztinnen und Ärzte wie fit bzw. wie gebrechlich eine ältere Person ist.
Die Skala umfasst neun Kategorien und teilt ältere Menschen in „sehr fit“ (1) bis „sterbenskrank“ (9) ein. Die Einordnung beeinflusst, wie streng der Blutdruck eingestellt werden sollte.
Für Menschen der Frailty-Kategorie 1 bis 5 gilt in der Regel ein Zielblutdruckwert von 120-129 mmHg, wenn die antihypertensive Therapie gut vertragen wird. Wird die Therapie nicht gut vertragen, gilt es, den möglichst niedrigsten Blutdruck oberhalb der Zielwerte zu erreichen. Dieser Wert kann sich individuell unterscheiden.
Bei Patient*innen der Kategorie 6 bis 9 werden die Blutdruckzielwerte individuell festgelegt. Ziele bei Menschen, die eine geringe Lebenserwartung haben oder zum Beispiel unter einer schweren Demenz leiden, sind, durch optimale Blutdruckeinstellung u.a. folgendes zu erreichen:
Die Ernährung hat einen großen Einfluss auf die Blutdruckwerte. Die richtige Ernährung kann Bluthochdruck nicht nur vorbeugen, sondern sogar teilweise korrigieren. Eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung, wenig Alkohol und Salz sind allgemein empfehlenswert.
Ein gesundes Körpergewicht spielt eine wichtige Rolle in der Behandlung des Bluthochdrucks. Ein starkes Unter- oder Übergewicht sollte vermieden werden. Als Orientierung gilt ein Body-Mass-Index (BMI) zwischen 20 und 25. Ein solches Gewicht schont nicht nur Herz und Gefäße, sondern reduziert auch das Risiko für Folgeerkrankungen.
Zudem wird ein Bauchumfang von unter 80 cm bei Frauen und unter 94 cm bei Männern empfohlen.
Wichtig: Eine generelle Kalorienreduktion ist im Alter gefährlich, da sie das Risiko für Mangelernährung und Muskelabbau erhöhen kann. Legt Ihr Arzt oder Ihre Ärztin eine Abnahme Ihres Körpergewichts nahe, dann lassen Sie sich beraten, wie Sie dieses Ziel schonend und auf gesundem Weg erreichen können.
Auch ältere Menschen können die eigene Fitness noch steigern, beweglicher werden und Muskulatur aufbauen. Dies wirkt sich auch positiv auf das Herz-Kreislauf-System und den Blutdruck aus. Generell wird Menschen mit Bluthochdruck mindestens 150 Minuten moderates Ausdauertraining in der Woche (zügiges Gehen, Radfahren oder Schwimmen) oder 75 min intensiveres Training nahegelegt. Um Muskeln und Kreislauf zu stärken, ist zusätzlich zwei bis drei Mal pro Woche moderates Kraft- oder Widerstandstraining empfehlenswert.
Auch wenn im Alter verschiedene Beschwerden das Training einschränken können, zählt jede Bewegung! Sinnvoll ist es, vor Beginn jeglicher sportlichen Aktivität den Fitnessgrad durch ein Belastungs-EKG von einer Ärztin oder einem Arzt prüfen zu lassen. Sollten Sie sich unsicher sein, gibt es bei Seniorengruppen passende Angebote, die Rücksicht auf Ihre gesundheitliche Situation nehmen.
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Im höheren Alter richtet sich die Behandlung nicht allein an Zahlenwerten, sondern bezieht auch Ihre persönlichen Lebensziele ein.
Ärztinnen und Ärzte sprechen daher von „Shared Decision Making“ – also einer gemeinsamen Entscheidungsfindung. Dabei werden medizinische Empfehlungen mit Ihren individuellen Lebenszielen, Beschwerden und Prioritäten abgestimmt.
Wichtige Fragen dabei sind:
Ihre Ärztin oder Ihr Arzt überlegt gemeinsam mit Ihnen, in welchem Bereich der Behandlungsschwerpunkt liegen sollte.
Um ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt zu helfen Ihren Bluthochdruck optimal zu behandeln, sollten Sie folgende Unterlagen bei einem Arztbesuch mit sich führen:
Berichten Sie beim Arztbesuch auch über eventuelle Beschwerden oder Veränderungen in Ihrem Wohlbefinden, die Ihnen aufgefallen sind. Dies kann beispielsweise Schwindel, Müdigkeit oder Erschöpfung, Kopfschmerzen, geschwollene Beine oder Füße und Unsicherheit beim Gehen beinhalten. Im Zweifelsfall gilt: Nennen Sie lieber eine Beschwerde zu viel als zu wenig.
Bluthochdruck tritt im Alter häufig auf und sollte gut eingestellt werden. Denn: Bluthochdruck tut zwar nicht weh, kann aber über Gefäßverkalkungen zu Folgeschäden wie Schlaganfall oder Herzinfarkt führen.
Den eigenen Blutdruck zu kennen ist wichtig – nicht nur für Bluthochdruckbetroffene. Machen Sie mit! Unser Experte erklärt im Video, wie das geht. Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Hochdruckliga, Prof. Dr. med. Florian Limbourg, ist Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Koordinator des Hypertoniezentrums in der Klink für Nieren- und Hochdruckerkrankungen an der Medizinischen Hochschule Hannover.
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