Stellungnahme

Stellungnahme zu neuen Grenzwerten amerikanischer Fachgesellschaften

American College of Cardiology (ACC) und American Heart Association (AHA) senken Grenzwerte auf 130/80 mm HG.

Ein Bluthochdruck sollte früher als bisher mit einer Veränderung des Lebensstils und bei einigen Patienten mit Medikamenten behandelt werden, so der Grundgedanke hinter der neuen Leitlinie. Das American College of Cardiology (ACC) und die American Heart Association (AHA) klassifizieren nunmehr bereits Blutdruckwerte von 130–139 mm Hg systolisch bzw. 80–89 mm Hg diastolisch als Hypertonie Grad 1.

Es ist seit Jahrzehnten bekannt, dass das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung bereits ab Blutdruckwerten von über 115/75 mm Hg, d.h. schon im noch normalen Blutdruckbereich beginnend, exponentiell ansteigt (etwa Verdopplung pro 20 mm Hg Anstieg des systolischen Blutdruckwertes). Deshalb ist und war eine Festlegung von Grenzwerten immer auch eine Ermessensfrage.

Eine Absenkung des Blutdruckgrenzwertes auf unter 130/80 mm Hg wie in den USA jetzt vorgeschlagen wurde, würde die Betroffenen (und die Ärzte) für das bereits bei diesen Blutdruckwerten bestehende mäßig erhöhte Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen sensibilisieren und auf die Notwendigkeit von Lebensstiländerungen hinweisen. Es werden bereits bei diesen Blutdruckwerten blutdrucksenkende Lebensstiländerungen wie Gewichtsreduktion, kochsalzarme Kost, gesunde Ernährung (viel Obst, Gemüse, fettarme Molkereiprodukte) und ausreichend Bewegung empfohlen. Andererseits werden durch eine Absenkung der Blutdruck-Grenzwerte deutlich mehr Menschen als bisher als Patienten eingestuft. Es liegen bislang jedoch keine Beweise dafür vor, dass die medikamentöse Blutdrucksenkung für die allermeisten Menschen mit hochnormalen Blutdruckwerten positive Effekte hat. Selbstverständlich kann man auch bereits bei einem hochnormalen Blutdruck Lebensstiländerungen vornehmen, ohne den Patienten dafür als hochdruckkrank einstufen zu müssen. 

Die Deutsche Hochdruckliga und die europäischen Hochdruckfachgesellschaften werden die Vorschläge aus den USA in ihre Überlegungen zur Überarbeitung ihrer Leitlinien mit einbeziehen. Die Deutsche Hochdruckliga begrüßt die von der neuen Leitlinie der ACC/AHA ausgehenden Impulse. Die aktuell gültige Definition des hohen Blutdrucks ist das Vorliegen eines systolischen Blutdrucks von 140 mm Hg oder höher und/ oder eines diastolischen Blutdruckwertes von 90 mm Hg oder höher. Nichtsdestotrotz empfiehlt die Deutsche Hochdruckliga auf Grund der Studienlage bereits jetzt die Senkung des Blutdrucks auf unter 135/85 mm Hg bei kardiovaskulären (Hoch-)Risikopatienten (Stellungnahme der Deutschen Hochdruckliga DHL in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift 142, 1446–1447, 2017).

Für die Task Force „Wissenschaftliche Stellungnahmen und Leitlinien der DHL ® “: Prof. Dr. B. K. Krämer, Prof. Dr. M. Hausberg, Prof. Dr. B. Sanner, PD Dr. K. Kusche-Vih- rog, Prof. Dr. J. Weil, Prof. Dr. B. Weisser, Prof. Dr. U. Wenzel, Prof. Dr. P. Trenkwalder

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