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Milde Hypertonie – harmlos oder Handlungsbedarf?

Schon eine milde Hypertonie steigert das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einen früheren Tod. Warum bei der Therapie Lebensstiländerungen an erster Stelle stehen und Medikamente erst bei deren Misserfolg verwendet werden sollten, erläutern Experten auf einer Pressekonferenz der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® – Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention am 11. Mai 2015 im Vorfeld des diesjährigen Welt Hypertonie Tages.

Ab einem Wert von 140 mmHg bei angespannten, pumpenden Herzkammern (systolisch) und einem Wert von 90 mmHg bei entspannten Herzkammern (diastolisch) spricht man von Bluthochdruck. Bis zu 159 mmHg beziehungsweise 99 mmHG gilt dieser als leicht und wird als „milde Hypertonie“ oder „Grad-1-Hypertonie“ bezeichnet. Ob in diesem Fall Behandlungspflicht besteht, ist immer wieder kontrovers diskutiert worden, denn es gab nur wenige Studien zu diesem Thema. Vor Kurzem sind allerdings zwei Arbeiten erschienen, die den Vorteil einer Therapie belegen und damit die bisherige Haltung der DHL® bestätigen: „Eine milde Hypertonie ist keineswegs harmlos, sondern es besteht ein zeitnaher Handlungsbedarf nach Diagnosestellung“, sagt Professor Dr. med. Martin Hausberg, Vorstandsvorsitzender der DHL® und Direktor der Medizinischen Klinik I für Allgemeine Innere Medizin, Nephrologie, Rheumatologie und Pneumologie des Städtischen Klinikums Karlsruhe.

Im vergangenen Februar erschien im „British Medical Journal“ eine Datenauswertung von rund 89.000 Bluthochdruck-Patienten. Demnach erhöht ein Anstieg des systolischen Bluthochdrucks auf mehr als 150 mmHg sowohl das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen als auch das Sterberisiko. Nur einige Wochen zuvor war in der Online-Ausgabe der „Annals of Internal Medicine“ eine Analyse von rund 15.000 Datensätzen von Patienten mit milder Hypertonie veröffentlicht worden. Sie zeigt, dass für die Patienten, die mit Medikamenten behandelt worden waren, das Risiko für Schlaganfälle und einen früheren Tod geringer waren als für die unbehandelten Patienten.

 Die DHL® empfiehlt allerdings, erst an zweiter Stelle Medikamente bei einer milden Hypertonie anzuwenden. Schließlich können bei allen derzeit verfügbaren Blutdrucksenkern Nebenwirkungen wie Schwindel, Allergien oder Magen-Darm-Beschwerden auftreten. „Lebensstiländerungen sind das Mittel der ersten Wahl bei ansonsten gesunden Patienten, allein durch sie kann eine milde Hypertonie verschwinden“, sagt Hausberg. Dabei gelten als wichtigste solcher Änderungen der Abbau von Übergewicht und regelmäßige Bewegung, eine gesunde Ernährung mit wenig Salz und viel Obst und Gemüse, ein nur mäßiger Alkoholgenuss und der Verzicht auf Nikotin. „Häufig sinkt der Blutdruck in den ersten drei Monaten nach einer entsprechenden Umstellung so stark, dass Medikamente nicht notwendig sind“, erklärt der Experte. Würden in dieser Zeit jedoch keine unbedenklichen Werte erreicht, dürfe mit einer medikamentösen Therapie nicht gewartet werden.

Den aktuellen Stand der Forschung zur Behandlung von milder Hypertonie sowie die Empfehlungen der DHL® zu diesem Thema erläutert Professor Dr. med. Martin Hausberg auf der Pressekonferenz am 11. Mai 2015 um 12.30 Uhr in Berlin.